Garantiert nichts für die dort unten
Neue Aarebrücken, neue Wohnquartiere: Die Berner Burgergemeinde hat die Stadt vorangebracht. Bevorzugt allerdings dort, wo sie selbst am meisten davon hatte. Die Geschichte der bedeutendsten Grundeigentümerin.
«Wer befiehlt in Bern?» Es ist 1892, und die Grundsatzfrage stellt die «Berner Brückenzeitung». Sie ist das Organ des «Comité für Erstellung einer Waisen-hausbrücke». Es könne ja nicht sein, schreibt das Komitee, dass die Stadt nur bauen könne, was die Burgergemeinde wünsche. Es geht um einen neuen Aareübergang. Die Stadt wächst, ja explodiert. Mitte des 19. Jahrhunderts sprengt sie den Raum, den man heute Altstadt nennt. Bald wird sich die Einwohnerzahl fast verdoppelt haben, von 48'000 (1888) auf 90'000 (1910). Und während die Nydeggbrücke schon seit 1844 ostwärts über die Aare führt, die Kirchenfeldbrücke seit 1883 südwärts, ist der Norden noch unerschlossen. Da liegen Äcker und Felder der Burgergemeinde – weiterer Raum für die Erweiterung der Stadt.