Ex-Stapikandidat Dr. Strangelove wird Nachbesetzer
Die besetzte Villa im Berner Kirchenfeldquartier ist leer. Das Kollektiv Ohana ist ausgezogen. Stefan Theiler, der die Villa am Wochenende besetzte, ebenfalls.
Die drei neuen Hausbewohner frühstücken auf dem obersten Balkon in der Sonne. Möbel haben sie noch keine. Darum dient eine handgestrickte Wolldecke als Sitzgelegenheit. Die neuen Bewohner, besser gesagt Besetzerinnen, sind zwei Frauen und der ehemalige Stadtpräsidiumskandidat Stefan Theiler, der in der Altstadt die Videothek Dr. Strangelove führt. Aktuell kandidiert er für das Amt des Regierungsstatthalter. Die Frauen stellen sich als General Rumpf und Chairman Meienberg vor.
Er habe im «Bund» gelesen, dass die Familie Ohana ausziehe, sagt Theiler. Er beschloss, das Haus gewissermassen als Nachbesetzer «zu übernehmen». Nach dem Abschiedsfest der Familie Ohana letzten Samstag hätten sie die Villa aufgeräumt und sich im Dachboden ein kleines Zimmerchen eingerichtet. «Dort ist es am wärmsten», erklärt Meienberg. Die drei wollen nämlich ohne Heizung und weitgehend ohne Strom in der dreistöckigen Villa leben. «Wie Carl Gustav Jung», sagt Theiler.
Gemüse und Theater für Zaungäste
«Hier sollen alle willkommen sein», sagt Rumpf. Sie wollten einen Ort der Begegnung schaffen, wo ein echter Dialog entstehe und man sich mit Fragen zum Thema Frieden auseinandersetze. «Wo hat man heute die Möglichkeit, solche Ideen zu verwirklichen?», fragt sie. Meienberg wünscht sich ein Haus voller Musik. Sie solle aber unverstärkt sein und mit der Akustik des Hauses arbeiten. Theiler will auf den Balkonen des Hauses Theaterstücke und Konzerte für die «Nachbarn und Zaungäste» aufführen und ausrangiertes Biogemüse verteilen.
Am Montagmorgen seien die Vertreter der Erbengemeinschaft gekommen und hätten sie aufgefordert, die Villa zu verlassen, erzählt Rumpf. «Aber ich bleibe hier, bis der Weltfrieden kommt», sagt Theiler. Den Eingang des Hauses hat er mit einem Transparent behängt. Darauf steht der neue Name: «Haus des Friedens». Er versuche nun, mit der Erbengemeinschaft direkt in Kontakt zu treten, sagt Theiler. Laut der Verwaltung solle das Haus verkauft werden.
Chairman Meienberg hat sich unterdessen vor das Gartentor auf das Trottoir gesetzt und spielt Gitarre. Am Tor ist ein DVD-Ständer und ein A-4-Blatt mit den Hausregeln. Im Ständer stecken Filme wie «Das Wunder von Bern» und der schwedische WG-Film «Together». Die Hausregeln fordern gegenseitiges Zuhören und an den Blumen zu riechen.
Am Nachmittag wird die Villa geräumt
Der Genfer Anwalt Nicolas Dinichert, Miteigentümer des Hauses, will nicht im Namen der Erbengemeinschaft Stellung nehmen. Über die Neubesetzung war er noch nicht informiert. Die Erbengemeinschaft habe die Verwaltung beauftragt, das Haus räumen zu lassen, damit man sich um das Gebäude kümmern könne. Das sei sein letzter Stand der Information, sagt Dinichert. Dieser Entscheid fiel jedoch vor der Neubesetzung durch Stefan Theiler und seine Mitstreiterinnen.
Am späten Montagnachmittag sind die drei Neubesetzer bereits wieder ausgezogen. Ein Mitarbeiter der Liegenschaftsverwaltung von Fischer steht im Garten. Zwei Männer eines Zügelunternehmens tragen die übriggebliebenen Möbel und Gegenstände hinaus. Der Liegenschaftsverwalter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, bestätigt, dass das Haus verkauft werden solle. Voraussichtlich nächste Woche werde es auf den einschlägigen Plattformen ausgeschrieben. Bis dahin müsse man die Villa herrichten. «Wir wollen vorwärts machen», sagt er.
Stefan Theiler liess am frühen Abend auf seinem Facebook-Profil verlauten, dass er von der Polizei herausgeworfen wurde.
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