Ein bauliches Bollwerk gegen Elterntaxis
Überfürsorgliche Eltern, die ihre Kinder bis vors Schulhaus chauffieren, sorgen für Verkehrschaos vor Berns Schulhäusern.

Damit ihren Kindern nichts passiert, tun die meisten Eltern alles. So werden Sprösslinge von ihren übervorsichtigen Eltern zum Teil bis vors Schulhaus chauffiert. Solche Eltern sind Schulen, der Kantonspolizei und dem Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) ein Dorn im Auge. Beim Schulhaus Bern Brünnen ist man sogar baulich gegen «Elterntaxis» vorgegangen. So wurden vor dem Schulhausplatz auf dem Trottoir neben der Murtenstrasse Poller aufgestellt, damit keine Autos parkieren können. Eltern und auch Mitglieder von Sportvereinen parkierten das Trottoir zu und verursachten Mehrverkehr vor dem Schulhaus, was die Schulkinder gefährdete.
«Ich glaube schon, dass weniger Kinder in die Schule chauffiert werden.»
Sebastian Teuscher, Schulleiter der Schulen Bethlehemacker und Brünnen, findet die Poller nützlich: «Ich glaube schon, dass weniger Kinder in die Schule chauffiert werden.» Beschwerden von Eltern habe es bisher nicht gegeben. Die Poller sind jedoch nicht für alle ein Hindernis. «Einige Eltern laden ihre Kinder halt hundert Meter weiter weg ab», sagt Teuscher. Dank den Pollern habe man den Verkehr aber wenigstens nicht mehr vor der «Haustür».
Schulweg macht selbstständig
Die Poller waren beim Schulhausbau eingeplant, wurden aber aus gestalterischen Gründen zuerst weggelassen. Da das Trottoir von Eltern und Vereinen jedoch als Parkplatz genutzt wurde, wurden die Poller vor einem halben Jahr nachträglich aufgestellt. Es sei aber nicht unbedingt die Regel in der Stadt Bern, Poller vor einem Schulhaus aufzustellen, um Elterntaxis von Schulhäusern fernzuhalten, sagt Renato Grassi, Leiter Stadtteilmanagement Verkehr der Verkehrsplanung. Dennoch werden Poller als Absperrung von Pausenplätzen auch in anderen Kantonen verwendet. So zum Beispiel beim Gemeindeschulhaus Zofingen.
Weshalb bringen Eltern ihre Kinder vermehrt mit dem Auto zur Schule? «Eltern wollen ihre Kinder behüten», sagt Stephan Nobs von der Verkehrsprävention der Kantonspolizei Bern. Es sei verständlich, dass die Eltern sicher sein wollten, dass ihre Kinder wohlbehalten in der Schule ankämen. Chauffierten sie die Sprösslinge aber bis vors Schulhaus, fördere dies die Selbstständigkeit der Kinder nicht, sagt Nobs.
Nicht begeistert von den Elterntaxis ist auch der Verkehrs-Club der Schweiz. In einem Spendenaufruf kritisiert der VCS die Eltern, die ihre Kinder nicht zu Fuss zur Schule schicken, sondern sie mit dem Auto direkt vor die Schule bringen: «Leider gewöhnen sich die Kleinen sehr schnell an den Service und werden sich später auch als Erwachsene lieber in ihrer Blechkarosse bewegen, statt Kurzstrecken zu Fuss oder mit dem Velo zu bewältigen.»
Mediensprecher Matthias Müller findet es verständlich, wenn im Fall von gefährlichem Verkehr vor einer Schule Massnahmen getroffen werden – etwa das Aufstellen von Pollern. Damit könne einem Verkehrschaos direkt vor dem Schulhaus entgegengewirkt werden. Er glaubt aber nicht, dass dies alle Eltern davon abhält, ihre Kinder zur Schule zu chauffieren. «Einige Eltern parkieren dann einfach ein bisschen weiter weg.»
«Pedibus» – Alternative zum «Taxi»
Weiter hält der VCS fest, dass vor 20 Jahren noch fast alle Kinder zu Fuss zur Schule gegangen seien, heute sei das nicht mehr der Fall. Dabei könnten Kinder, die zu Fuss zur Schule gingen, dem Unterricht aufmerksamer folgen, seien weniger krank und motorisch geschickter als solche, die immer gefahren würden. Eine Alternative zum Elterntaxi ist der «Pedibus». Dabei begleitet eine erwachsene Person eine Gruppe von Kindern in die Schule und holt sie wieder ab. Mit dem Pedibus soll das Kind Schritt für Schritt an Sicherheit gewinnen und wird darauf vorbereitet, später den Weg zur Schule selbstständig zu gehen.
In der Deutschschweiz ist der Pedibus weniger verbreitet. Die Idee sei in der Westschweiz bekannter, sagt Stephan Nobs von der Kantonspolizei. In der Romandie gibt es dementsprechend auch viel mehr Linien, auf denen der Dienst angeboten wird. Im Kanton Bern gibt es bisher lediglich acht.
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