Antifa feiert «Schande von Bern» mit Demo
Am Freitagabend kommt es in Bern zu einer unbewilligten «antifaschistischen» Demonstration. Die Behörden wollen die Kundgebung nicht tolerieren.

Es war der 6. Oktober 2007, die SVP wollte mit einer bewilligten Demonstration in Bern ihre Wähler mobilisieren. Doch linke Gegendemonstranten verhinderten die Kundgebung mit Störaktionen. Es kam zu Sachbeschädigungen und Scharmützeln mit der Polizei. Die Ausschreitungen gingen als «Schande von Bern» in die Geschichte ein.
Am kommenden Freitag, exakt zehn Jahre nach den Krawallen, wollen Linksautonome die Vorkommnisse mit einer «antifaschistischen» Demonstration feiern. Drohen der Bundesstadt erneut wüste Ausschreitungen? Die Polizei gibt im Vorfeld keine Einschätzung ab. «Wir haben Kenntnis vom Demonstrationsaufruf und werden mit einem Dispositiv präsent sein», sagt Polizeisprecher Christoph Gnägi. Das Hauptziel sei, die Sicherheit zu gewährleisten. Für weitere Fragen verweist er auf die Stadt Bern als Bewilligungsbehörde.
«Gemeinderat will Demo nicht»
Als Bewilligungsbehörde musste die Stadt aber bisher gar nicht in Erscheinung treten – die Organisatoren haben kein Demonstrationsgesuch eingereicht, wie der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) auf Anfrage sagt. Auch er will sich nicht zur Polizeistrategie äussern. Nause macht aber klar: «Der Gemeinderat will diese Demo nicht.»
Die gemeinderätliche Skepsis begründet Nause damit, «dass es in der Vergangenheit bei Antifa-Demos häufig Probleme gab». Auch die Bilder von randalierenden Demonstranten am G-20-Gipfel in Hamburg hat der Sicherheitsdirektor noch im Kopf. Tatsächlich kam es im Zuge früherer «antifaschistischer» Demonstrationen – damals noch unter dem Label «Abendspaziergang» – zu Sachbeschädigungen und Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten. In den letzten Jahren blieben vergleichbare Demonstrationen aber weitgehend friedlich – oder wurden durch Grossaufgebote der Polizei im Keim erstickt. 2015 sorgten 1000 Polizisten dafür, dass die Demonstration nicht über die Schützenmatte hinauskam. Der Gemeinderat hatte die Demonstration mit Verweis auf die anstehenden eidgenössischen Wahlen und das erwartete «Gewaltpotenzial» ausdrücklich verboten. Allerdings riefen die Organisatoren kurzerhand zu einer erneuten Kundgebung am Folgewochenende auf, um das Polizeiaufgebot «ins Leere laufen zu lassen», wie sie sagten.
Provokation oder Ansage?
Doch welche Strategie haben die Demonstranten diesmal? Ist das gewählte Datum simple Provokation oder Ansage? Die anonymen Organisatoren beantworten die Frage, ob sie Sachbeschädigungen verhindern werden, ausweichend. «Wir setzen den Fokus darauf, unsere Inhalte auf die Strasse zu bringen und dass die Demonstration laufen kann», teilen sie auf Anfrage schriftlich mit. Das Ziel der Demonstration sei es, auf die «faschistischen, rassistischen und sexistischen Vorfälle» in letzter Zeit aufmerksam machen. Darunter fällt laut den Organisatoren etwa der «Bürgerprotest» gegen einen Transitplatz in Wileroltigen, aber auch eine Aktion der rechtsextremen Pnos, die kürzlich in Bern fremdenfeindliche Flugblätter auf die Strasse kippte. «Der parlamentarische und gesellschaftliche Rechtsrutsch sowie der neue Aktivismus von faschistischen Gruppierungen ähneln den Entwicklungen von 2007», schreiben die Organisatoren weiter. Und: «10 Jahre später ist unsere Kritik nicht schwächer geworden.»
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