Mühleberg erneut im Fokus des Ensi
Die BKW muss dem Nuklearsicherheitsinspektorat Ensi Berichte abliefern, nachdem in Belgien Unregelmässigkeiten bei einem ähnlichen Druckbehälter aufgetreten sind.

Das Kernkraftwerk Mühlberg gerät erneut in den Fokus des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats Ensi: Nachdem am Montag bekannt geworden ist, dass der Reaktordruckbehälter des belgischen Kernkraftwerks Doel 3 offenbar Fertigungsfehler aufweist, muss die Mühleberg-Betreiberin BKW erneut Unterlagen beibringen. Konkret fordert die Behörde sowohl Materialberichte als auch Herstellungs- und Prüfunterlagen zum Reaktordruckbehälter des Kernkraftwerks Mühleberg ein. Das Ensi hat dem Unternehmen dafür eine Frist bis Dienstag gesetzt. «Wir werden dieser Aufforderung selbstverständlich termingerecht nachkommen», sagt BKW-Sprecher Sebastian Vogler.
Laut Ensi-Sprecher Anton Treier hat das Nuklearsicherheitsinspektorat zum Reaktordruckbehälter von Mühleberg deshalb mehr Informationen angefordert, weil dieser vom selben Hersteller stammt wie der beanstandete Behälter im belgischen Kernkraftwerk. Für die Fertigung zeichnete in beiden Fällen die niederländische Firma Rotterdamsche Droogdok Maatschappij verantwortlich.
Messungen in Belgien dauern an
Bei einer Sonderkontrolle mittels Ultraschallmessung sind im belgischen Kernkraftwerk im Juni «Unregelmässigkeiten» am Reaktordruckbehälter entdeckt worden. Die bisherigen Messresultate deuten darauf hin, dass der Druckbehälter «umfangreiche Materialfehler» aufweisen könnte. Welcher Art diese Fehler genau sind, ist noch nicht klar. Gemäss der belgischen Aufsichtsbehörde besteht aber der Verdacht, dass die Wand des Behälters feine Risse haben könnte. Das Ensi betont jedoch, dass die Analysen noch nicht abgeschlossen sind. Entsprechend ist noch völlig offen, ob die entdeckten Materialfehler für den Betrieb in Mühleberg Konsequenzen haben – und wenn ja, welche.
Behälter nur bedingt vergleichbar
Vogler gibt zu bedenken, dass der eigene und der belgische Reaktordruckbehälter trotz gleichem Hersteller nicht eins zu eins verglichen werden könnten. «Doel ist eine Druckwasseranlage mit wesentlich höherer Leistung und höherem Reaktordruck.» Entsprechend sei auch das Reaktordruckgefäss grösser, und die Wände seien wesentlich dicker. Zudem seien die beiden Reaktordruckbehälter zu unterschiedlichen Zeitpunkten gefertigt worden.
BKW überprüft Schweissnähte
Laut Vogler wird der Reaktordruckbehälter im Kernkraftwerk Mühleberg regelmässig im Bereich der Schweissnähte geprüft. Vollprüfungen würden einzig während und nach der Fertigung durchgeführt. In der Schweiz erfolgt die Prüfung laut Georg Schwarz, Leiter des Aufsichtsbereichs Kernkraftwerke beim Ensi, auf Basis der hierfür international angewandten Regeln der American Society of Mechanical Engineers. Diese sehen vor, Schweissnähte sowie die Versprödung und Ermüdung des Grundmaterials der Reaktordruckbehälter regelmässig zu überwachen. «Grossflächige Ultraschallprüfungen des Grundmaterials sind nur im Rahmen von Sonderprüfungen vorgesehen, wenn es hierfür einen entsprechenden Anlass gibt», erklärte Georg Schwarz gestern.
Entscheid innert Monatsfrist
Das Ensi prüft nun aufgrund der Erkenntnisse aus Belgien, ob Sonderprüfungen erforderlich sind. Die Prüfbehörde will noch vor Ende der Jahresrevision des Kernkraftwerks Mühleberg über das weitere Vorgehen entscheiden. Am letzten Sonntag wurde das Kraftwerk planmässig abgeschaltet; Anfang September soll es wieder ans Netz. (Der Bund)
Erstellt: 11.08.2012, 09:13 Uhr
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