Hauseigentümerverband wirbt für Tram-Projekt
Der kantonale Hauseigentümerverband empfiehlt beim Tram-Projekt Bern–Ostermundigen die Annahme. Das stösst Mitgliedern sauer auf.

Um das Tram-Projekt Bern–Ostermundigen tobt seit Wochen der Abstimmungskampf. Vor allem Politikerinnen und Politiker engagieren sich für die kantonale Vorlage. Dazu zählt fast die gesamte Berner Exekutive. Dass Regierungsräte mit Zeitungsinseraten für Abstimmungen werben, wird allerdings bemängelt (Bund vom 9. Februar).
Aber nicht nur sie werben mit ihren bekannten Gesichtern für ein Ja. Auch Grossrat Adrian Haas (FDP) kämpft an allen Fronten für das Tram: zum einen als Direktor des kantonalen Handels- und Industrievereins (HIV), der das Ja-Komitee koordiniert. Zum anderen als Vizepräsident des Hauseigentümerverbandes Kanton Bern (HEV).
In einer Zeitschrift des Hauseigentümerverbandes Bern und Umgebung äussert sich Haas zur Tramabstimmung aus Sicht der Hauseigentümer. Deren Interesse am öffentlichen Verkehr – hier am geplanten Tram – ist für Haas offensichtlich: «Viele Hausbesitzer wollen einen guten Zugang zum öffentlichen Verkehr.» Deshalb empfehle der Vorstand des HEV Kanton Bern die Pro-Tram-Haltung.
Vom Vorstand «missbraucht»
Dass der Vorstand des kantonalen HEV das Tramprojekt unterstützt, passt aber nicht allen Verbandsmitgliedern. Zum Beispiel Tramgegner und Vizepräsident der BDP Köniz, Thomas Schneiter, stösst sich daran. Er bemängelt, der HEV werbe in seiner Zeitschrift für eine Pro-Haltung in der Tramabstimmung. Der Artikel erwecke den Anschein, dass jeder Hausbesitzer das Tramprojekt unterstützen würde. «Als Hauseigentümer fühle ich mich durch die Abstimmungsempfehlung des Vorstandes missbraucht», sagt Schneiter. Auch ist er darüber empört, dass der kantonale Vorstand einfach über die Köpfe der Verbandsmitglieder hinweg entschieden habe. Zudem sei nicht gewiss, ob die regionalen Sektionen des HEV, zum Beispiel der HEV Bern und Umgebung, die Tramvorlage unterstütze.
Keine Abstimmung in Sektion
Haas empfindet die Kritik, man hätte die rund 50'000 Mitglieder des kantonalen Verbandes befragen sollen, hingegen als unangebracht. «Man hat noch nie für eine Parolenfassung alle Verbandsmitglieder des Kantons Bern zu ihrer Meinung befragt», sagt er. Zudem könne der Entscheid des kantonalen HEV nicht an seiner Person festgemacht werden. Wird der Entscheid des kantonalen HEV von der regionalen Sektion Bern und Umgebung unterstützt?
Haas, der nebst seinem Vorsitz im kantonalen HEV auch das Präsidium des regionalen HEV Bern und Umgebung innehat, bestätigt, dass es innerhalb des regionalen Vorstandes keine Abstimmung über das Tramprojekt gegeben hat. Zum Projekt habe sich Bern und Umgebung nicht geäussert, da dies als kantonale Angelegenheit erachtet werde, so Haas. Haas als Präsident der regionalen Sektion und Lukas Herren, Vertreter der Sektion im kantonalen Vorstand, hätten für das Tram gestimmt, so Haas.
«Ich werde austreten»
Im Gegensatz zu Haas ist Schneiter nicht davon überzeugt, dass man vom neuen Tram profitieren würde. «Die Linie ist schon mit dem Bus gut erschlossen, dazu braucht es kein Tram.» Schneiter wähnt sich mit seiner Unzufriedenheit gegenüber der Parole des Vorstandes nicht alleine. Wie sollen sich also erzürnte Hauseigentümer nun gegen den Kurs des kantonalen HEV wehren? Schneiter zieht in Erwägung, aus dem Verband auszutreten. Das sei zwar eine heftige Reaktion, aber dieser Schritt solle auch eine gezielte Provokation darstellen. Auch andere Mitglieder hätten angedeutet, auszutreten. Schneiter jedenfalls kündet an: «Ich werde das tun.»
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