Der SP gelingt eine kleine Sensation
Noch hat die SP die bürgerliche Wende im Kanton Bern abgewendet. Die linke Mehrheit in der Kantonsregierung ist allerdings keineswegs gesichert.
Mit der Wahl von Christoph Ammann als neuem Berner Regierungsrat im ersten Wahlgang ist der SP im bürgerlich dominierten Kanton Bern eine kleine Sensation gelungen. Und dies nicht nur, weil die SVP eigentlich eine Favoritenrolle hatte. Die SP schaffte die Wahl letztlich auch mit wenig Aufwand. Im Wahlkampf standen weder Ideen noch sachpolitische Inhalte noch parteipolitische Schlagworte im Vordergrund. Auch waren weder Christoph Ammann noch Roberto Bernasconi kantonsweit profiliert. Es hätte anders kommen können.
Im Kanton Bern sind es erneut die urbanen Gebiete Bern, Biel sowie einige Agglomerationsgemeinden, die am Schluss den Ausschlag gegeben haben. Zwar führte SVP-Mann Lars Guggisberg trotz Kritik an seiner Person überraschend lange. Bei der städtisch, rot-grün orientierten Wählerschaft hatte der junge Kirchlindacher aber keine Chancen mehr. Dies insbesondere auch deshalb, weil viele Wähler von BDP und FDP den jungen und unerfahrenen Verbandsfunktionär nicht wählen wollten. Einmal mehr muss die SVP damit zur Kenntnis nehmen, dass ihre Kandidaten bei einer Mehrheit des Volks nicht punkten können. Dies war bereits bei den Ständeratswahlen im letzten Herbst der Fall, als auch der konziliante, aber klar auf Parteilinie politisierende Albert Rösti am Schluss an SP-Ständerat Hans Stöckli scheiterte.
Dass die SVP an einem Tag zur Wahl antreten musste, an dem zudem mit der Durchsetzungsinitiative eine äusserst umstrittene Vorlage aus ihrem Hause zur Abstimmung gelangte, hat ihr ebenfalls kaum geholfen. Die Mehrheit lehnte im Zuge der eidgenössischen Abstimmung nicht nur die Initiative ab, sondern wählte lieber zugleich einen Sozialdemokraten in die Berner Regierung.
Allerdings ist die linke Mehrheit in der Kantonsregierung keineswegs gesichert. Im Gegenteil. Da der Jura-Kandidat Pierre-Alain Schnegg (SVP) im Gegensatz zu Guggisberg wenig Kritik auf sich zog, ist für den zweiten Wahlgang ein bürgerlicher Schulterschluss zu erwarten. FDP und BDP wollen zwar nicht drei SVP-Vertreter in der Regierung, auf die bürgerliche Mehrheit bauen aber auch sie. Für den zweiten SP-Kandidaten dürfte es im zweiten Wahlgang schwierig werden. Damit zeichnet sich ab, dass der Kanton jene Regierung bekommen könnte, die am besten zu ihm passt: ein Gremium von vier bürgerlichen und drei linken Politikern. Dies entspricht dem Kanton mit seinen bürgerlich geprägten Regionen und Bergtälern und seinen links dominierten urbanen Zentren am besten.
Erstellt: 28.02.2016, 20:28 Uhr
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