Bern bezahlt am wenigsten
Der Kanton Wallis bezahlt acht Mal mehr für Beschneiung als Bern, hält eine Studie fest. Zudem rentiere die Beschneiung für 40 Prozent der Bergbahnen in tieferen Lagen heute bereits nicht mehr.
Rund eine Million Franken kostet die Beschneiung von einem Kilometer Skipiste. Damit diese Kosten das Kapital der Schweizer Bergbahnen nicht wie Schnee an der Sonne wegschmelzen lassen, beteiligt sich vielerorts der Staat daran. Erstmals zeigt nun eine Studie eines Doktoranden an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne, wie viel Kantone und Bund sich den Kunstschnee kosten lassen. Der Wissenschaftler fand im Rahmen des nationalen Forschungsschwerpunkts Klima heraus, dass der Kanton Bern von allen Kantonen finanziell am wenigsten zur Beschneiung beiträgt – acht Mal weniger als etwa der Kanton Wallis, wo, wie in Bern, über 20 Prozent aller Pisten beschneit werden. Bis Ende 2006 hat die öffentliche Hand in der Schweiz die Beschneiung mit zinslosen Darlehen in der Höhe von 35 Millionen Franken und direkten Subventionen von 3,5 Millionen gefördert. Seit Mitte der 1990er-Jahre sind 20 Prozent der eidgenössischen Investitionshilfe für Berggebiete in Beschneiungsprojekte geflossen. Während aber zum Beispiel in Freiburg kantonale Finanzspritzen den Bau von Beschneiungsanlagen überhaupt erst ermöglichten, rieselt im Kanton Bern kein Rappen direkt in die Beschneiung. 2006 etwa bezahlte der Kanton den Bergbahnen aber im Rahmen der Investitionshilfe für Berggebiete 0,22 Millionen Franken und finanzierte die Beschneiung auf diese Weise indirekt mit.Erfolgreich im Sommer Die Gründe für die bernische Zurückhaltung bei der Finanzierung von Beschneiungsanlagen sind politischer und nicht ökonomischer Art: 1993 lehnte das Stimmvolk die Schneekanoneninitiative ab, die der Beschneiung enge Grenzen setzen wollte. Der Regierungsrat war gegen die Initiative, versprach aber, die Beschneiung streng zu handhaben. Viele Verbote wurden seit damals aufgeweicht – zum Beispiel können heute ganze Pisten beschneit oder dem künstlichen Schnee chemische Zusätze beigemengt werden. Aber: «Bis heute fliessen im Kanton Bern weder Bundesgelder noch kantonale Darlehen in reine Beschneiungsprojekte», sagt Daniel Wüthrich vom Berner Amt für Wirtschaft (Beco). Nur die Gemeinden leisteten direkte Beiträge an die Beschneiung. Allerdings seien die Bergbahnen seit den 70er-Jahren mit zweistelligen Millionenbeträgen unterstützt worden. Damit habe der Kanton die Beschneiung indirekt gefördert. «Die Politik des Kantons hat aber unter anderem dazu geführt, dass die Berner Destinationen sich auch im Sommer anstrengen müssen und erfolgreich sind», sagt Wüthrich. Die Lausanner Studie sieht ebenfalls im Sommertourismus einen Grund, weshalb sich Berner Bergbahnen die Beschneiung trotz geringer staatlicher Beiträge leisten können. «Auch die Grösse der Bahnen im Kanton Bern macht sie finanziell unabhängig vom Staat», sagt Camille Gonseth, Verfasser der Studie. Zufrieden mit der Situation sind schliesslich die Bergbahnen selber. «Wir wollen keine Subventionsempfänger sein», sagt Christoph Egger, Präsident des Verbands Berner Bergbahnen. «Kein Allheilmittel»Auch auf die Frage, wie sich Investitionen in die Beschneiung auf die wirtschaftliche Gesundheit von Bergbahnen auswirken, hat die Lausanner Studie erstmals eine wissenschaftliche Antwort: Sie lohnen sich im Allgemeinen. In Lagen bis 2500 Meter aber haben 40 Prozent der Unternehmen die Grenzen des wirtschaftlich Sinnvollen bereits überschritten. Dies fanden die Forscher heraus, indem sie untersuchten, wie sich die Beschneiung eines zusätzlichen Pistenkilometers im Winter 2003/04 auf die Erfolgsrechnung von Schweizer Bahnen ausgewirkt hätte. Berücksichtigt wurden rund 60 Unternehmen mit mehr als 15 Kilometer Skipiste – 15 davon im Kanton Bern. Die Vorteile der Beschneiung hingen stark von der Art des Winters ab und Voraussagen für einzelne Bergbahnen mithilfe seines Modells seien problematisch, sagt Gonseth. «Klar ist nur: Die Beschneiung ist kein Allheilmittel gegen den Klimawandel.» >
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