«Bellens Schlafwagen statt Hofers Geisterbahn»
Für die internationale Presse ist Österreich nach der Präsidentschaftswahl ein gespaltenes Land.
Die internationale Presse sucht in Österreich nach der «politische Mitte» hat. Der «Populismus-Trend» sei aber noch nicht gestoppt, warnen die Kommentatoren nach dem Sieg Van der Bellens.
«Standard» (Österreich): «Dass mit Alexander Van der Bellen erstmals ein Grüner – auch wenn er das im Wahlkampf zu verstecken versuchte – Staatsoberhaupt eines westeuropäischen Landes wird, hat Signalwirkung über Österreich hinaus. (...) Mit Van der Bellen ist auch die Verankerung Österreichs in der EU nicht infrage gestellt und die drohende Gefahr einer Abschottung abgewendet.»
«Presse» (Österreich): «Van der Bellen wird kein schlechter Bundespräsident werden, er wird in die Fussstapfen Heinz Fischers steigen, vermutlich weniger reisen und sich ausgiebiger mit hiesigen Denkerzirkeln beschäftigen als sein Vorgänger. Aber sonst wird das Amtsverständnis ähnlich sein: zuhören, mahnen, vermitteln und hinter den Kulissen gut zureden. Van der Bellens Schlafwagen statt Hofers Geisterbahn eben. (...) Vor allem aber haben die vergangenen Monate und das Ergebnis deutlich gezeigt, was für ein Potenzial die FPÖ als Protestbewegung gegen das bestehende System haben kann.»
«Kurier» (Österreich): «Und schliesslich ist interessant, dass sich Österreich von dem Populismus-Trend vieler anderer Länder abgekoppelt hat. (...) Der Populismus ist damit noch nicht vorbei, aber er wird entzaubert. Das soll aber keine Hoffnung für unsere Regierung sein. Sollte sie weiter streiten und dann bald wählen lassen, wird die FPÖ natürlich einen riesigen Erfolg feiern, vielleicht mit dem Wahlkampf-erprobten Norbert Hofer an der Spitze.»
«Wiener Zeitung» (Österreich): «Mit dem deutlichen Vorsprung Van der Bellens hat die Republik Österreich einiges vorgelegt. Nun sind Italien, die Niederlande und Frankreich am Zug, um der Europäischen Union existenzielle Verwerfungen zu ersparen. Der Richtungsstreit wird jedenfalls eher schärfer, wie die erste Reaktion von FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl zeigte. ‹Die Betonierer haben noch einmal einen Sieg errungen›, sagte er sinngemäss.»
«Frankfurter Allgemeine» (Deutschland): «Van der Bellens Sieg scheint die neue Dominotheorie zu widerlegen, nach der ein westliches Land nach dem anderen in die Hände von Rechtspopulisten fällt. ... Aber ganz so einfach war das sowieso nie. ... In Grossbritannien gab es noch nie grosse Mehrheiten für die EU-Mitgliedschaft .... In Amerika war Clinton eine sehr zwiespältige und von Skandalen belastete Kandidatin .... Und in Österreich ist die FPÖ keine neue politische Bewegung, sondern eine etablierte Partei, die schon an mehreren Regierungen beteiligt war. Die Niederlage ihres Kandidaten bedeutet sicher nicht, dass die FPÖ und ihre Themen in absehbarer Zeit ... verschwinden werden. ... Man sollte Van der Bellens Wahlsieg als Entscheidung gegen Hofer verstehen, aber nicht als Rückbesinnung einer ganzen Nation auf die Ideale des linksliberalen ‹juste milieu›.»
«Berliner Zeitung» (Deutschland): «Österreich hat gewählt, aber das Land wird nicht einfach zur politischen Normalität zurückkehren können. Es gibt sie zwischen Salzburg, Klagenfurt, Graz und Wien schlicht nicht mehr. Der sich als smarter Siegertyp inszenierende FPÖ-Kandidat Norbert Hofer hat es bei der Mission, seinem rechtspopulistischen Weltbild ein freundliches Antlitz zu verleihen, sehr weit gebracht. Nicht erst in diesem Präsidentschaftswahlkampf hat Österreich seine politische Mitte verloren.»
«Sme» (Slowakei): «Die Gefahr des ersten rechtsextremen Präsidenten an der Spitze eines Staates der Europäischen Union haben die Österreicher ausgebügelt, der freiheitliche Kandidat Norbert Hofer wird nicht Präsident.»
«Dennik N» (Slowakei): «Er verteidigt die EU, Homosexuelle und Immigranten. Präsident Österreichs wird das Gegenteil eines europäischen Populisten.»
SDA/chk
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