«Beim Malen bin ich Mensch»
Bildern der Patienten eröffnet worden. Sie sind in der Kunstwerkstatt der Klinik entstanden, sprengen den Rahmen therapeutischen Schaffens aber bei Weitem – überraschend, skurril, tiefgründig.
Ein geheimnisvoll strukturierter Menschenkopf mit katzenhaften Augen, filigran gemusterter Nase und weit geöffnetem Mund in der Halsgegend: Das ist eines der Bilder, die in der Ausstellung «Eine andere ART Kunst» in der Aufnahmeklinik der UPD Waldau zu sehen sind. Gezeichnet und gemalt hat es ein 29-jähriger Psychiatriepatient mit langer Krankengeschichte. Er ist von der IV abhängig und erlebt das Zeichnen als «etwas Befreiendes», wie er sagt.«Es ist einfach so entstanden» Das Bild dieses skurrilen Menschenkopfs sei vor etwa einem Jahr in der Tagesstätte des Psychiatrischen Ambulatoriums West entstanden – «wie aus einem Vakuum heraus». Ob der Gesichtsausdruck des Fantasiewesens nun «grimmig oder bös oder erstaunt» sei, kümmere ihn nicht, sagt er – und lacht: «Eines ist sicher: Es ist kein Selbstbildnis. Es ist ohne Konzept entstanden, einfach so, frei erfunden.» Dieses erste Bild, an dem er zuerst keinen Gefallen gefunden habe, sei für ihn dann Ansporn gewesen, weiterzumachen – in der Kunstwerkstatt Waldau. Seither sei Malen für ihn ein Stück Lebensqualität: «Wenn ich mich schlecht fühle, gehe ich ins Atelier – dann bin ich Mensch. Dann ist alles gut.»«Grandios und verblüffend»Armand Fux, der als Sozialarbeiter auch für Kultur und Freizeit in der Klinik Waldau zuständig ist, hat die Ausstellung gestaltet. «Für unsere Leute, die sich verbal vielleicht nicht so frei äussern können, ist Malen eine wunderbare Möglichkeit, sich mitzuteilen – mit Farben und Formen», sagt er: «Und es ist für sie auch eine Chance, Wertschätzung zu erfahren. Wenn ihre Werke von Aussenstehenden nun gesehen und geschätzt werden, ist das für sie eine grosse Genugtuung.» Für Fux ist es «grandios und verblüffend», was in der Waldau-Kunstwerkstatt wieder entstanden ist – «ein interessanter Querschnitt des Schaffens in dieser Werkstatt». «Zeichnen und Malen beruhigt»Die Malerei hat in der UPD Waldau eine lange Tradition, die auf den berühmten Adolf Wölfli zurückgeht. Für den Psychologen Andreas Altorfer, Leiter des Psychiatriemuseums Bern, ist klar, dass «Zeichnen und Malen die Psychiatriepatientinnen und -patienten beruhigt» und dass so oft auch ein entkrampfter Zugang zu ihnen ermöglicht werde. Aus diesen Erfahrungen heraus sei die Kunsttherapie entstanden: «Heute sind in jeder Psychiatrieklinik Kunsttherapeuten angestellt. Auch wir haben auf jeder Station Workshops, wo mit Farben, Papier, Ton und anderen Materialien kreativ gearbeitet wird.»«Ein bisschen Anerkennung»Für einige Patienten entwickle sich aus der Kunsttherapie heraus dann ein eigenständiges künstlerisches Schaffen – auch für jene neun, deren Bilder nun ausgestellt sind. Altdorfer hofft, sie würden durch die Ausstellung «ein bisschen öffentliche Anerkennung finden». Das Psychiatriemuseum Bern, das sich im Waldau-Areal befindet, verfügt über einen Fundus von 20000 bis 30000 Bildern und Zeichnungen. Die Kunstwerkstatt Waldau wird von einem Verein getragen, der «das künstlerische Arbeiten von Menschen mit Psychiatrieerfahrung fördert».DIE AUSSTELLUNG «Eine andere ART Kunst» in der Aufnahmeklinik der UPD Waldau ist bis Ende April 2010 zu sehen. Internet: www.kunstwerkstattwaldau.ch. >
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