Prestige-Projekt auf Eis gelegtBärenpark wird vorerst nicht vergrössert
Zu teuer, zu kompliziert: Die Vergrösserung des Berner Bärenparks wird aufgrund der Machbarkeitsstudie sistiert.

Der Berner Bärenpark wird bis auf weiteres nicht vergrössert: Zu diesem Entscheid gelangt die zuständige Tierparkkommission aufgrund einer Machbarkeitsstudie, die sie zu dem Projekt in Auftrag gegeben hat und deren Resultate nun vorliegen.
Die Studie wurde unter Federführung des städtischen Tiefbauamts erarbeitet; sie untersuchte unter anderem die Bewilligungsfähigkeit eines Erweiterungsprojekts, die Geologie des Aarehangs, die mögliche Gestaltung, die Auswirkungen auf den Städtebau und die Kosten.
Das Ergebnis: Eine Anlagenerweiterung sei zwar «machbar», die Bewilligungsfähigkeit stelle aber «eine grosse Herausforderung» dar: Das schreibt die Tierparkkommission, zu deren Mitgliedern unter anderem Gemeinderat Reto Nause (Mitte) und die neue Tierparkdirektorin Friederike von Houwald gehören, in einer Mitteilung vom Montag.
35 bis 40 Millionen Franken
Die bereits sehr detailliert erhobenen Kosten für die Umsetzung werden in der Studie auf 35 bis 40 Millionen Franken veranschlagt. Die für die Studie vorgenommenen Sondierbohrungen ergaben, dass der für bauliche Massnahmen notwendige Fels zehn Meter unter der Aare liegt. Dies würde umfangreiche Massnahmen im Zusammenhang mit der Hangstabilisierung erforderlich machen.
Aus städtebaulicher Sicht wäre es zudem notwendig, dass der heutige Schräglift mit Treppe rückgebaut und eine Treppenanlage mit integriertem Vertikallift am südlichen Rand des erweiterten Bären-Parks erstellt werden müsste. Ebenfalls macht die Machbarkeitsstudie deutlich, dass im Zuge der Anlagenerweiterung grundsätzlich keine zusätzlichen Bauten – für Tiere oder Menschen – geplant und umgesetzt werden dürfen. Da es sich beim Perimeter Bärenpark um eine Bauverbotszone handelt, müssen für eine Bewilligung zwingend Verbesserungen in städtebaulicher und tierhalterischer Hinsicht erzielt werden können. Dies schränke die Optionen stark ein.
Umsetzung derzeit «nicht opportun»
Aufgrund dieser Ausgangslage sei die Tierparkkommission zum Schluss gekommen, dass eine Umsetzung zum aktuellen Zeitpunkt «nicht opportun» sei, heisst es im Communiqué weiter. Das Projekt werde deshalb bis auf weiteres sistiert. Das Konzept im Zusammenhang mit der Zukunft des Bärenparks wird auf der Basis dieser neuen Faktenlage «in die neue Gesamtplanung Tierpark Bern einfliessen».
Schildgers herber Abschied
Die Pläne zur Vergrösserung des Bärenparks gelten als Kind des ehemaligen Tierparkdirektors Bernd Schildger, der auf Ende Jahr in Pension geht und sein Amt bereits per 1. September 2021 an die neue Direktorin Friederike von Houwald übergeben hat.
In Schildgers Amtszeit war der Bärenpark im Jahr 2009 eröffnet worden. Die Verantwortlichen von Tierpark und Stadt Bern kündigten 2019 an, man wolle wieder Jungbären züchten. Deshalb erwäge man eine Vergrösserung des Bärenparks am Aarehang und eine Aussenstelle im Gantrischgebiet.
Gegen die Pläne regte sich Widerstand. 2306 Personen unterschrieben eine Petition gegen den «Bärenpark-Wahnsinn». Tiere zu züchten, um sie in Gehegen zu halten und Publikum anzulocken, sei ein veraltetes und ethisch fragwürdiges Konzept. Ausserdem dürfe sich die Stadt «kein zweites finanzielles Fiasko» leisten. Der Bau des Bärenparks war weit teurer gekommen als geplant.
Auch die Pläne für das Gantrischgebiet wurden zuletzt revidiert. Die Promotoren erklärten Anfang November 2021, die Aufzucht von Jungbären stehe nicht mehr im Vordergrund. Viel besser sei, den geplanten Bärenpark Gantrisch zum Instrument der Naturvermittlung zu machen und ihn so in den Naturpark Gantrisch zu integrieren.
/awb
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