«Sie packen dich und werfen dich in ein Loch»
Die türkische Journalistin und Autorin Asli Erdogan sass in Istanbul 132 Tage in Untersuchungshaft. Noch immer droht ihr eine lebenslange Gefängnisstrafe.
Asli Erdogan, eine der bekanntesten türkischen Schriftstellerinnen, wurde am Donnerstag nach 132 Tagen aus der Untersuchungshaft entlassen. Erdogan wirkte erschöpft und sagte, sie könne kaum glauben, dass sie frei sei.
Die Autorin war am 16. August 2016 in Istanbul im Rahmen einer Verhaftungswelle von Journalisten und Mitarbeitern der pro-kurdischen Tageszeitung Özgür Gündem festgenommen worden. Ihr wurde unter anderem «Propaganda für eine illegale Organisation» und «Volksverhetzung» vorgeworfen.
Sie habe das Meer vermisst
Vor dem Gefängnis Silivri in Istanbul sei Erdogan vor versammelten Journalisten in Tränen ausgebrochen, berichtet die Zeitung «Guardian». Sie stehe immer noch unter Schock, sagte sie. «Sie packen dich und werfen dich in ein Loch. Es ist schlimm, es kommt mir vor, als ob ich immer noch drin wäre».
Auf die Frage, was sie im Gefängnis am meisten vermisst habe, antwortete Erdogan, die übrigens in keinem verwandtschaftlichen Verhältnis zum türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan steht: «Das Meer... tanzen, Ballett, klassische Musik».
Im schlimmsten Fall lebenslänglich
Am 29. Dezember 2016 wurde der Prozess gegen Erdogan und acht weitere Angeklagte vor einem Instanbuler Gericht eröffnet. Zur Überraschung aller ordnete der Richter an, die 49-jährige Erdogan, die 70-jährige Linguistin und Übersetzerin Nicmiye Alpay sowie den stellvertretenden Chefredakteur von Özgür Gündem, Zana Kaya, aus der Untersuchungshaft zu entlassen. Allerdings wurde gegen sie gleichzeitig eine Ausreisesperre verhängt.
Die Anklagen bleiben bestehen und könnten schlimmstenfalls zu lebenslangen Haftstrafen führen. Der Prozess soll am 2. Januar 2017 fortgeführt werden.
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