Grausame Strategie
Wenn es keinen Plan für die politische Zukunft Syriens gibt, wird auch keine Feuerpause halten.
Der Krieg in Syrien geht in seinen sechsten Herbst, und bislang ist es ein blutiger Herbst, wohl der schlimmste in diesem bisher schon grausamen Krieg. Der Grund dafür ist, dass das Regime von Bashar al-Assad nun ungezügelt und mit voller Unterstützung Russlands versucht, die Rebellen in Aleppo in die Kapitulation zu bomben. Hunderte zivile Opfer nehmen beide dabei in Kauf, wenn sie nicht sogar Teil der Strategie sind. In Homs lässt sich besichtigen, wozu diese Strategie führt. Dort hat Assad sein Ziel erreicht. Der Unterschied in Aleppo ist: Hier sind 275'000 Menschen im Belagerungskessel eingeschlossen.
Es ist auch dem Wahlkalender in den USA geschuldet, dass es jetzt zu dieser Zuspitzung kommt. Die Regierung von Präsident Barack Obama und ihr Aussenminister John Kerry werden in sechs Wochen nicht mehr voll handlungsfähig sein. Assad und sein Schutzherr im Kreml, Präsident Wladimir Putin, wollen die Zeit bis zum Frühjahr nutzen, um mit militärischen Mitteln Tatsachen zu schaffen, die auch eine neue US-Regierung nicht mehr rückgängig machen kann.