Was passiert jetzt mit dem Front National?
Die rechtspopulistische Partei will sich nach der Niederlage von Le Pen neu orientieren. Hinter der Fassade brodelt es.
Die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen ist bei der Präsidentschaftswahl an ihrem parteilosen Rivalen Emmanuel Macron gescheitert. Als Konsequenz will sie ihre 45 Jahre alte Partei Front National grundlegend umbauen – das kündigte sie noch am Wahlabend an.
Warum sieht Le Pen ihre Niederlage trotzdem als Erfolg?
Le Pen kam auf 33,9 Prozent der Stimmen und unterlag Macron damit deutlicher als erwartet. Meinungsforscher hatten ihr vorhergesagt, an die 40-Prozent-Marke heranzukommen. Allerdings konnte die Rechtspopulistin 10,6 Millionen Franzosen für sich mobilisieren – so viele wie noch nie; das waren rund drei Millionen Wähler mehr als bei der ersten Runde am 23. April. Zum Vergleich: Ihr Vater Jean-Marie Le Pen hatte 2002 in der Stichwahl gegen den Konservativen Jacques Chirac nur halb so viele Wähler.
Die Bilder zur Wahl:
Welche Konsequenzen zieht die Rechtspopulistin? Le Pen hat einen «grundlegenden Umbau» ihrer Partei Front National (FN) angekündigt. Damit will sie den FN zu einer «neuen politischen Kraft» machen und sich den Weg an die Macht ebnen. Denn die Rechtspopulisten stossen immer noch an eine «Glasdecke».
Steht Le Pens Führungsrolle in Frage?
Zumindest vordergründig nicht. Der FN-Chefstratege Florian Philippot betonte, Le Pen bleibe «selbstverständlich» an der Spitze der Partei. Allerdings gibt es hinter den Kulissen zum Teil scharfe Kritik am Abschneiden Le Pens, das auch mit ihrem schwachen Auftritt im TV-Duell gegen Macron begründet wird. Gegen einen Führungswechsel spricht allerdings, dass es keine ernsthafte Konkurrenz gibt.
Wie soll sich der Front National ändern?
Zunächst soll die Partei einen neuen Namen bekommen. In den vergangenen Monaten hat Le Pen den Namen kaum noch genutzt, der Wahlkampf war völlig auf ihre Person zugeschnitten. Das wäre der bisher deutlichste Bruch mit dem Erbe ihres Vaters Jean-Marie Le Pen, der die Front National 1972 gründete und den sie 2015 wegen antisemitischer Ausfälle aus der Partei herauswarf.
Was soll der Namenswechsel bewirken?
Er soll symbolisieren, dass der FN sich breiteren gesellschaftlichen Schichten öffnet. Das versuchte Marine Le Pen bisher schon mit ihrer Strategie der «Entteufelung». Die Auswertung der Wahlergebnisse zeigt aber, dass sie weder in Paris noch in anderen grösseren Städten und dicht besiedelten Gebieten punkten konnte. Ihre Hochburgen bleiben in den früheren Bergbau-Gebieten im Nordosten des Landes, wo sie teilweise mehr als 50 Prozent holte, und im Südosten.
Was heisst das für das Programm?
Als möglich gilt etwa, dass Le Pen ihren Plan für einen Austritt aus der Eurozone aufgibt, der bei drei von vier Franzosen auf Ablehnung stösst. Will sie ihre Kernwählerschaft nicht verprellen, muss sie aber an Forderungen wie einem Einwanderungsstopp, Vorrang für Franzosen bei der Wirtschafts- und Sozialpolitik und einer harten Sicherheitspolitik festhalten.
Wer sind die Verbündeten der Rechtspopulisten?
Le Pen ist auf Bündnisse angewiesen, wenn sie ihre Partei zur «grössten Oppositionskraft» machen will. Bei der Parlamentswahl im Juni dürfte sie nach Einschätzung von Experten nicht mehr als 50 der 577 Mandate bekommen. Für die Präsidentschaftswahl ging die Rechtspopulistin eine Allianz mit dem EU-Kritiker Nicolas Dupont-Aignan von der Bewegung Debout la France (Frankreich steh auf) ein.
Welche Rolle spielt Le Pens «Clan»?
FN-Gründer Jean-Marie Le Pen warnt davor, am Fundament des Front National zu rütteln. Er sparte auch nicht mit Kritik an seiner jüngsten Tochter, die in seinen Augen nicht das Zeug zur Präsidentin hat. Er setzt für die FN-Führung mittelfristig auf seine Enkelin Marion Maréchal-Le Pen. Die 27-jährige Abgeordnete vertritt den wertkonservativen Flügel des FN.

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