Madrids fataler Fehler
Wenn Spanien seine innovativste und weltoffenste Region nicht verlieren möchte, sollte es ihr Wegdriften ernst nehmen.
In Spanien ist in diesen bewegten Zeiten oft von einem Soufflé die Rede. Und man braucht kein Experte in Backkunst zu sein, um die tiefere politische Bedeutung des Bildes zu begreifen. Mit Soufflé ist der stetig wachsende, kontinuierlich aufschäumende Unmut der Katalanen über die Zentralregierung in Madrid gemeint. Mit jedem kalten Nein und mit jedem mechanischen Rekurs vor dem Verfassungsgericht blies Madrid den Ärger in Barcelona noch etwas mehr auf.
Madrid hat es in den letzten Jahren versäumt, auch emotionale, empathische Signale nach Barcelona zu senden. Es hätte zum Beispiel den Beitrag Kataloniens zum Wohl der Nation rühmen und einen neuen Pakt des Zusammenlebens anbieten können – irgendetwas Konstruktives und Gefühlvolles eben. Doch für diese Rolle war Mariano Rajoy, Spaniens konservativer Premier, eine denkbar ungeeignete Besetzung. Rajoy ist ein Aussitzer, ein Politiker ohne Vision, ohne Inspiration. Er versteckte sich hinter dem Recht und der Rechthaberei, obschon es doch um viel mehr ging.