PR-Debakel für britischen Labour-Chef
Jeremy Corbyn hat nach eigenen Angaben in einem überfüllten Zug auf dem Boden sitzen müssen. Aufnahmen im Waggon erzählen eine ganz andere Geschichte.

Jeremy Corbyn kämpft in einer Urwahl um sein Amt. Das ist schon streng genug. Jetzt muss sich der Chef der britischen Labour Party nun auch noch mit dem Vorwurf der Unehrlichkeit auseinandersetzen. Die private Bahngesellschaft Virgin Trains wies Corbyns Vorwurf zurück, er habe wegen überfüllter Wagen in einem Zug nach Newcastle auf dem Boden Platz nehmen müssen. Vielmehr habe der Politiker freie Sitzplätze links liegen lassen.
Der Sozialist Corbyn hatte vergangene Woche ein Video veröffentlicht, in dem er als Beleg für Fehlentwicklungen durch die Privatisierungen im Bahnverkehr angeführt hatte, er finde bei seiner Zugfahrt nach Newcastle nur noch auf dem Fussboden Platz. Virgin Trains veröffentlichte daraufhin Aufnahmen von Überwachungskameras in dem Zug, die leere Sitze zeigen und schliesslich Corbyn auf einem Sitzplatz.

«Herr Corbyn und sein Team sind an leeren, nicht reservierten Sitzplätzen in Wagen H vorbeigelaufen, bevor sie durch den Rest des Zuges ans äusserste Ende liefen, wo sich sein Team auf den Boden setzte und zu filmen begann», kritisierte Virgin in einer Erklärung. Der Chef des Unternehmens, der Milliardär Richard Branson, verbreitete ein Foto von Corbyn bei der Zugfahrt über den Kurznachrichtendienst Twitter.
Corbyns Team wies die Darstellung zurück: «Als Jeremy in den Zug stieg, konnte er keine nicht reservierten Sitze finden, also setzte er sich mit anderen Passagieren, die auch keinen Platz finden konnten, in den Gang.»
Viel Spott für den Politiker
In den sozialen Netzwerken erntete Corbyn allerdings Spott. Die Angelegenheit wurde unter dem Schlagwort «#traingate» diskutiert.
Corbyn hatte den Zug nach Newcastle genommen, um dort mit seinem parteiinternen Rivalen Owen Smith zu diskutieren. Smith ist Corbyns einziger Herausforderer bei der Urwahl um die Führung der Labour-Partei, die am Montag begonnen hatte.
Der Politikveteran Corbyn war im September 2015 bei der ersten Labour-Urwahl mit grosser Mehrheit von der Basis zum Vorsitzenden gewählt worden und geniesst weiterhin grossen Rückhalt bei den Parteimitgliedern. In der Parlamentsfraktion findet der Vertreter des linken Flügels aber keinen rechten Rückhalt: Bei einer Vertrauensabstimmung votierten Ende Juni mehr als 80 Prozent der Labour-Abgeordneten gegen ihn.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch