Australische Regierungschefin verliert Vetrauensvotum
Julia Gillard hat einen innerparteilichen Machtkampf gegen ihren Amtsvorgänger Kevin Rudd verloren und steht politisch vor dem Aus. Mit ihrem Rücktritt als Premierministerin wird schon morgen gerechnet.

Australiens Premierministerin Julia Gillard hat einen innerparteilichen Machtkampf gegen ihren Amtsvorgänger Kevin Rudd verloren und steht damit politisch vor dem Aus. Die erste weibliche Regierungschefin des Landes verlor ein Vertrauensvotum um den Vorsitz ihrer Labor-Partei mit 45 zu 57 Stimmen gegen Rudd.
Zuvor hatten beide Erzrivalen angekündigt, sich im Falle einer Niederlage aus der Politik zurückzuziehen. Für Gillard war es schon die dritte Vertrauensabstimmung seit den Parlamentswahlen im Jahr 2010. Weil ihr stetig sinkender Rückhalt in der Bevölkerung laut einer Umfrage vom Dienstag ein Rekordtief erreicht hat, fürchtet ihre Partei eine Niederlage gegen die Liberalkonservativen bei den Parlamentswahlen am 14. September. Viele Sozialdemokraten befürworteten deshalb eine Rückkehr Rudds, den Gillard 2010 aus dem Amt gedrängt hatte. Damit der charismatische Ex-Diplomat das Amt übernehmen kann, wird Gillard vermutlich am Donnerstag ihren Rücktritt einreichen.
Erdrutschartiger Wahlsieg 2007
Unter Rudd hatten die australischen Sozialdemokraten im November 2007 einen erdrutschartigen Wahlsieg eingefahren und die zuvor elf Jahre regierenden Konservativen aus der Regierung gedrängt. Als Rudds Stellvertreterin genoss Gillard hohe Beliebtheitswerte, doch als sie an die Spitze rückte, nahm der Zuspruch schnell ab – wozu auch ihr kompromissloses Vorgehen beitrug, mit dem sie ihren Vorgänger politisch ausbootete.
Als sich Gillard dann vorgezogenen Neuwahlen stellte, hätte sie um ein Haar die gerade erst gewonnene Macht verspielt: Nur dank der Unterstützung unabhängiger Abgeordneter blieb sie mit hauchdünner Mehrheit Premierministerin. Anderthalb Jahre später scheiterte Rudd seinerseits mit dem Versuch, Gillard zu stürzen.
Kritik an Führungsqualitäten
Wegen parteiinterner Kritik an ihren Führungsqualitäten stellte sich seine Rivalin dann zuletzt im März dieses Jahres erfolgreich einer Vertrauensabstimmung. Damals lehnte es Rudd noch ab, gegen die Parteichefin anzutreten und verwies auf sein Versprechen, nach der parteiinternen Revolte 2010 nicht mehr gegen sie zu agitieren.
Gillard wurde 1961 in Wales geboren und wanderte im Alter von fünf Jahren mit ihrer Familie nach Australien aus. In Adelaide studierte sie Rechtswissenschaft und Kunst und engagierte sich in der Gewerkschaft der australischen Studenten, wo sie in den 80er Jahren bis in Führungspositionen gelangte.
Keine Kinder
Nach einer juristischen Karriere im Arbeitsrecht zog es sie in die Politik, 1998 wurde sie für die Labor Party ins Parlament gewählt. Bei Rudds Amtsantritt 2007 wurde sie zugleich Vize-Parteichefin und stellvertretende Premierministerin. Weil Gillard bis jetzt weder heiratete noch Kinder hat, gab es aus den Reihen der konservativen Opposition immer wieder persönliche Anfeindungen und Sticheleien.
Bei den Parlamentswahlen im September werden dem ebenfalls nicht unumstrittenen Oppositionsführer Tony Abbott beste Siegchancen eingeräumt. Während Gillard insbesondere Rückhalt verlor, seitdem sie im Kampf gegen den Klimawandel eine Luftverschmutzungssteuer für die Industrie einführte, will der 55-jährige Abbott die Steuer ebenso wie eine Abgabe auf Gewinne aus dem Bergbau wieder abschaffen.
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