Joe Biden, Sarah Palin und die Geschlechterfrage
Biden ist bekannt für seine direkten und harten Attacken. Jetzt übt der Haudegen mit Frauen aus Obamas Beraterteam – damit er heute Abend nicht sexistisch wirkt.
Die Frau, die im Dienste Joe Bidens Palin spielt, ist dieser nicht unähnlich: Jennifer Granholm, Regierungschefin von Michigan, frühere Schönheitskönigin und Sports Mom. «Ich werde ihn ein bisschen fertigmachen, damit er dann wirklich gut ist», zitiert die New York Times Granholm.
Auch Hillary Clinton und die Senatorinnen Barbara Boxer und Dianne Feinstein aus Kalifornien hätten in den letzten Tagen mit Biden geübt, schreibt die Zeitung. Der musste sich in den Übungen darauf konzentrieren, Sachthemen anzusprechen statt Attacken zu fahren.
Biden: Ob Mann oder Frau spielt keine Rolle
Noch vor wenigen Tagen hatte Biden zu Journalisten gesagt, er werde sich nicht anders auf eine Debatte mit einer Frau vorbereiten als auf eine mit einem Mann. Wer das denke, sei hinter der Zeit geblieben. Biden betonte, er habe gegen Hillary Clinton in den inner-demokratischen Vorwahlen alleine 12 Mal debattiert.
«Die einzigen Leute, die denken, mit einer Frau zu diskutieren sei fundamental anders als mit einem Mann zu diskutieren, sind jene, die nie mit klugen Frauen zu tun haben», hatte Biden der New York Times während eines Flugs in seinem Kampagnenflugzeug gesagt.
Nicht bevormundend, nicht zu sanft
Obwohl Biden die Geschlechterfrage negiert, so tritt doch selten eine Frau in den Präsidentschaftswahlen an. Das letzte Mal 1984, als der Demokrat Walter Mondale mit Geraldine Ferraro als Vize ins Rennen ging. Und tatsächlich: Nach der Debatte von Ferraro gegen den damaligen Vize-Präsident Bush senior war überall genau dieser Vorwurf zu hören - die Debatte sei hochgradig sexistisch gewesen. «Lassen Sie mich als Erstes betonen, Herr Vizepräsident Bush, dass ich ihre bevormundende Haltung, mir etwas beibringen zu müssen, nicht mag», hatte Ferraro an einer Stelle des Gesprächs erwidert. Biden darf also nicht bevormundend wirken. Gleichzeitig aber, so warnen Politanalysten, dürfe er auch nicht zu sehr anders sein als sonst – denn auch das könnte als beleidigend wahrgenommen werden. Am besten begegne er Palins bodenständiger Art, indem er an seine Wurzeln als Kind der Arbeiterklasse erinnere, meinen die Ratgeber. Biden ist einer der am wenigsten wohlhabenden US-Senatoren, und er wohnt seit Jahren im selben Vorort. Nach Washington fährt er mit dem Zug. «Er sollte diese Debatte in einen Wettbewerb darüber verwandeln, wer volksnaher ist», so die Politstrategin Donna Brazile.
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