Trump zwingt den Armen Erdnussbutter auf
«Amerikas Erntekarton»: Die US-Regierung will Lebensmittelmarken durch Konservenkisten ersetzen.

Jeder achte Amerikaner erhielt 2017 staatliche Lebensmittelmarken. Insgesamt 42,2 Millionen Menschen und 20,9 Prozent aller US-Haushalte bezahlten ihre Lebensmittel in Supermärkten oder Tante-Emma-Läden mit kleinen Plastikkarten, um sich so die Grundversorgung mit Lebensmitteln zu sichern.
Hunger ist noch immer ein amerikanisches Problem. Vor allem in den Appalachen, dem «Blackbelt» des amerikanischen Südens, sowie in den Armengebieten von US-Metropolen zählen viele Amerikaner auf die durchschnittlich 250 Dollar an monatlicher Lebensmittelhilfe.
Video – Das Ende des Haushaltsnotstandes
Um im Verlauf von zehn Jahren 214 Milliarden Dollar einzusparen, will die Regierung Trump laut ihrem am Montag vorgelegten neuen Haushalt nicht nur die Auswahlkriterien für Lebensmittelmarken verschärfen. Sie möchte zudem die Hälfte der Cash-Bezuschussung durch Kartons mit Lebensmitteln ersetzen, die den Berechtigten per Post zugesandt oder anderweitig verteilt werden.
«Unpraktisch und stigmatisierend»
Ganz im Einklang mit dem Zeitgeist sollen künftig nur amerikanische Zutaten und Viktualien den Speiseplan ärmerer Bürger schmücken. «Amerikas Erntekarton» nennt sich die Erfindung; darin verpackt sind laut dem für die Lebensmittelbeihilfen zuständigen Landwirtschaftsministerium unter anderem «ultrahocherhitzte Milch, Zerealien, Pasta, Erdnussbutter sowie Dosen mit Bohnen, Früchten, Gemüse, Fleisch, Geflügel oder Fisch» – alles «100 Prozent amerikanisch», so das Ministerium.
Der Karton voller Konserven sei ein «kühner, innovativer Ansatz, um Menschen, die Hilfe für sich und ihre Familie benötigen, mit nahrhaften Lebensmitteln zu versorgen», pries Landwirtschaftsminister Sonny Purdue «Amerikas Erntekarton». Ausserdem werde «alles zu Hause von amerikanischen Bauern angebaut».
Bilder – Donald Trumps Politik
Die Aktienpreise von Kettenläden wie «Dollar Tree» oder «Dollar General», in denen ärmere Bürger einen Teil ihrer Viktualien mit den staatlichen Karten kaufen, sackten prompt ab, auch erhob sich sofort Kritik an der patriotischen Dosenwirtschaft: Die Idee bedeute «kostspielige Verwaltungskosten, sie ist unpraktisch, stigmatisiert die Betroffenen und ist anfällig für Probleme», erklärte das Washingtoner «Food Research & Action Center», eine Lobby für die Lebensmittelversorgung bedürftiger Amerikaner.
Im Kongress stiess die Ankündigung gleichfalls auf Skepsis: Trumps Etat werde «uns nicht davon abhalten, unsere Arbeit zu machen», betonten die republikanischen Vorsitzenden der Landwirtschaftsausschüsse im Senat und im Repräsentantenhaus in einer gemeinsamen Erklärung. (Tages-Anzeiger)
Erstellt: 14.02.2018, 11:01 Uhr
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