Ausländische Fahrende können nun im Seeland halten
Die Gemeinde Brügg eröffnet einen Platz für ausländische Fahrende. Wileroltingen ist deshalb aber nicht vom Tisch.

Anfang April soll in Brügg ein Transitplatz für ausländische Fahrende entstehen. Das hat die Gemeinde entschieden. Brügg bietet dem Kanton Bern als erste Seeländer Gemeinde Hand bei dessen Suche nach provisorischen Halteplätzen für ausländische Fahrende. Bis 20 Wohnwagen sollen bald auf einer Brache neben der Autobahn abgestellt werden können, wie das «Bieler Tagblatt» berichtet.
«Das ist keine Willkommenskultur, sondern die Lösung eines Problems», sagt der Gemeindepräsident Marc Meichtry. In den letzten Jahren haben sich Fahrende mehrmals unbewilligt auf Feldern und Firmenvorplätzen in der Gemeinde niedergelassen. «Jetzt haben wir einen Platz und werden daher strenger gegen unbewilligte Halteplätze vorgehen», sagt Meichtry.
Neuer Platz soll attraktiv sein
Der Gemeindepräsident hat auch schon das Gespräch mit dem zuständigen Regierungsrat Christoph Neuhaus (SVP) gesucht. Dieser freut sich, dass Brüggs Bevölkerung «Verantwortung wahrnimmt». Das Entgegenkommen der Gemeinde entspanne die Situation leicht, dennoch sei der Bedarf nach Plätzen für Fahrende dadurch nicht gedeckt.
Neuhaus ist daher auch mit weiteren Gemeinden im Gespräch: «Da ist aber noch nichts spruchreif», sagt er. Auch ändere der neue Halteplatz nichts daran, dass man in Wileroltigen weiterhin einen Transitplatz für ausländische Fahrende einrichten wolle: «Wir sind noch immer an der Ausarbeitung eines Vorprojekts», sagt Neuhaus.
Die Brache in Brügg wird nun an die Kanalisation angeschlossen. Auch provisorische WCs werden eingerichtet. «Mit kostengünstigen und guten Einrichtungen wollen wir den Platz attraktiv machen», sagt Meichtry. Mit den Gebühren zwischen zehn und zwanzig Franken pro Wagen und Tag könne man die Einrichtungskosten decken. Der Wagenplatz soll zwischen April und September, also in der Zeit, in der Fahrende gewöhnlich unterwegs sind, betrieben werden.
«Tropfen auf den heissen Stein»
Angela Mattli von der Gesellschaft für bedrohte Völker spricht von einem wichtigen Schritt. Aber es sei «ein Tropfen auf den heissen Stein». Ein zusätzlicher Platz in der Region sei zwingend nötig. Des Weiteren hofft sie, dass bei der «Einrichtung» des Brügger Transitplatzes nun auch Fahrende involviert würden: «Es ist wichtig, dass man die Wünsche der Fahrenden berücksichtigt, beispielsweise bezüglich Infrastruktur.»
Sonst könnte ein Transitplatz entstehen, der den Bedürfnissen der Fahrenden nicht entspreche. Das könne auch zu Konflikten führen. Weiter sei es auch von Vorteil, wenn man möglichst bald über den Platz und sein Reglement informiere, damit die ausländischen Fahrenden auch wüssten, dass in Brügg ein Rastplatz für sie bereitstehe.
Der Brügger Transitplatz soll voraussichtlich während zweier Jahre betrieben werden, auf einer Parzelle, die dem Kanton gehört. Wo ganz genau das Stück Land liegt, will der Gemeindepräsident vorerst nicht sagen: «Den Standort können wir nicht nennen, da wir die Nachbarn vorinformieren wollen und bis jetzt zwei von ihnen ferienhalber nicht erreicht haben.» Ein Einspracherecht haben die Nachbarn des Platzes aber nicht. Am Montag soll dann zudem ein Infoanlass für die Bevölkerung stattfinden.
Hoffen auf Nachahmer
Der Bieler Regierungsstatthalter Philippe Chételat ist «extrem froh», dass die Gemeinde Brügg den ausländischen Fahrenden einen Rastplatz bietet. Chételat war von Neuhaus beauftragt worden, Plätze für Fahrende in der Region zu finden. Doch diese Aufgabe habe sich als nicht ganz einfach erwiesen. «Wenn es nun keinen Ärger in Brügg gibt, ist vielleicht die eine oder andere Gemeinde bereit, ebenfalls einen kleinen Platz für Fahrende zu eröffnen.» Chételat sagt, es sei «sinnvoll», mehrere kleinere Transitplätze zu planen anstatt eines grossen: «Ein grosser Transitplatz stösst in den Gemeinden auf grosse Ablehnung.»
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