Aufständische fürchten sich vor Ghadhafis Chemiewaffen
Die Truppen des libyschen Machthabers und die Rebellen liefern sich auf tunesischem Boden schwere Gefechte. Mehrere Geschosse schlugen in Tunesien ein.
Libyens Rebellen haben Befürchtungen vor Angriffen der Truppen von Machthaber Muammar al-Ghadhafi mit Chemiewaffen geäussert und den Westen um die Ausstattung ihrer Kämpfer mit schwerem Gerät gebeten. Es würden Helikopter, Panzerabwehrraketen und Schnellboote mit Torpedos gebraucht, sagte Rebellengeneral Abdulfatah Junis in Brüssel.
Ghadhafi sei «verzweifelt», verfüge aber «unglücklicherweise noch immer über rund 25 Prozent seiner Chemiewaffen». Junis hatte unter Ghadhafi als Innenminister gedient, bevor er sich auf die Seite der Aufständischen schlug.
Ghadhafis Truppen erobern Grenzposten
Die Kämpfe zwischen libyschen Aufständischen und Getreuen von Ghadhafi haben heute auf tunesisches Gebiet übergegriffen. Es gebe Gefechte «auf beiden Seiten der Grenze» am Übergang Dehiba, sagte ein westlicher Militärvertreter. Dabei seien Raketen abgefeuert worden, Zeugen hätten von Verwundeten und Toten berichtet, hiess es in einer Meldung der staatlichen tunesischen Nachrichtenagentur TAP. Rund 1000 Libyer seien zudem vor den Kämpfen in die tunesische Wüste geflüchtet.
Die TAP berichtet weiter, dass es Ghadhafis Truppen unterdessen gelungen sei, den Grenzposten von den Rebellen zurückerobert. Dabei hätte die Einheiten auf tunesischem Territorium Flüchtlinge getötet.
Explosionen in Tripolis
Die libysche Hauptstadt Tripolis wurde heute erneut von mehreren schweren Explosionen erschüttert. Eine besonders heftige Detonation ereignete sich, als Kampfflugzeuge der Nato tagsüber die Stadt überflogen. Bereits vor Tagesanbruch waren Explosionen zu hören gewesen.
Auf tunesischem Gebiet schlugen nach Berichten von Augenzeugen rund ein Dutzend Geschosse in der Nähe von Häusern der dortigen Bewohner ein.
Schwierige Versorgung Misratas
Weiter heftig umkämpft war auch die Küstenstadt Misrata. Rebellen und Truppen Ghadhafis lieferten sich vor allem in der Nähe des Flughafens westlich der Stadt Gefechte. Im von den Rebellen kontrollierten Hafen Misratas kamen zwei Schiffe mit Lebensmitteln, Medikamenten und Waffen an.
Die Versorgung der Stadt auf dem Seeweg erweist sich allerdings als äusserst schwierig. Die EU fürchtet deshalb eine dramatische Zuspitzung der humanitären Lage in Misrata. Wegen der Bombardierung des Hafens sei auch die Evakuierung von Verletzten kaum noch möglich, erklärte die EU-Kommissarin für humanitäre Hilfe, Kristalina Georgieva.
Die EU hat für die Versorgung der libyschen Bevölkerung 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Zudem hat die Gemeinschaft einen militärischen Einsatz angeboten, um humanitäre Hilfe abzusichern. Die Vereinten Nationen haben das Angebot bislang aber nicht angenommen.
UNO rechnet mit Ernährungskrise
Die UNO rechnet damit, dass Libyen innerhalb der kommenden zwei Monate eine Ernährungskrise in grossem Umfang erleben wird. Sollten die Vorräte nicht aufgestockt werden, würden die Einwohner gezwungen sein, in 45 bis 60 Tagen ihre Mahlzeiten zu reduzieren, teilte das Uno-Welternährungsprogramm (WFP) mit.
Libyens Privatwirtschaft sei durch die Ausreise von Ausländern, die in der Nahrungsmittelproduktion gearbeitet hatten, hart getroffen worden, sagte der WFP-Regionaldirektor für den Nahen Osten und Nordafrika, Daly Belgasmi. Steigende Benzinpreise und ein Mangel an harter Währung machten es für Libyen ausserdem schwierig, Nahrungsmittel zu importieren.
SDA/miw
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