Aufruf zum Generalstreik verhallt ungehört
In der Elfenbeinküste ist ein Streikaufruf der Partei des international anerkannten Präsidenten Alassane Ouattara weitgehend nicht befolgt worden. Derweil verschärft Paris den Konfrontationskurs mit Gbagbo.
In der Metropole Abidjan ging das Leben wie gewohnt weiter, lediglich im Landesinnern folgten die Menschen dem Aufruf. In Abidjan waren die Strassen durch den Berufsverkehr so verstopft wie sonst auch, überall öffneten Händler ihre Geschäfte. In dem Bezirk Koumassi im Süden der Stadt herrschte reges Treiben auf dem grossen Markt und auch Strassenhändler boten auf den Gehwegen ihre Waren an.
In Bouaké dagegen blieben Banken und der Markt der Stadt geschlossen. Bouaké ist eine Hochburg der ehemaligen Rebellenbewegung Forces Nouvelles (FN), die Ouattara nahesteht. Ouattaras Partei RHDP hatte am Sonntag ihre Anhänger dazu aufgerufen, ab Montag so lange nicht zur Arbeit gehen, bis der selbsternannte Staatschef Laurent Gbagbo zurücktrete.
Das Land befindet sich seit den Wahlen Ende November in einer schweren politischen Krise. Nach der Wahl hatte die Wahlkommission Herausforderer Ouattara, der Verfassungsrat hingegen Amtsinhaber Gbagbo zum Sieger erklärt. Seitdem liefern sich beide Lager heftige Auseinandersetzungen.
Druck nimmt zu
Der internationale Druck auf Gbagbo nahm weiter zu. Am Dienstag wollten drei Staatschefs von Ländern der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) - Benins Boni Yayi, Sierra Leones Ernest Koroma und Pedro Pires von Kap Verde - nach Abidjan reisen, um Gbagbo zum Rücktritt zu bewegen. Die ECOWAS will Gbagbo notfalls mit militärischer Gewalt zur Aufgabe seines Amtes zwingen. Mehrere Nachbarländer haben Gbagbo bereits Asyl angeboten, falls er die Macht freiwillig abgibt.
Gbagbo warf Frankreich und den USA in der französischen Zeitung «Le Figaro» vor, ein «Komplott» gegen ihn zu schmieden. Deren Botschafter hätten Einfluss auf den Wahlleiter genommen, um Ouattara zum Wahlsieger erklären zu lassen. Er, Gbagbo, sei aber laut Verfassung der rechtmässig gewählte Staatschef. Sicherlich nehme er die Drohungen einer möglichen militärischen Intervention durch die ECOWAS ernst, bleibe dabei aber sehr gelassen, sagte Gbagbo gegenüber «Le Figaro» weiter. «Es wäre in Afrika das erste Mal, dass afrikanische Staaten zum Krieg gegen ein anderes Land bereit wären, nur weil eine Wahl schlecht verlaufen ist.»
Paris wies die Anschuldigungen als «haltlos» zurück. Die Haltung der internationalen Gemeinschaft, von UNO, ECOWAS, Afrikanischer Union, EU und Internationalem Währungsfonds lasse sich nicht «unter den Teppich kehren» erklärte ein Aussenministeriumssprecher in Paris.
Frankreich auf Konfrontation
Auch Paris verschärfte den Konfrontationskurs mit Gbagbo. Die Regierung leitete die Anerkennung eines neuen Botschafters der Elfenbeinküste ein, der von Ouattara ernannt wurde, wie das Pariser Aussenministerium mitteilte. Der neue Botschafter, dessen Name nicht genannt wurde, soll Nachfolger von Amtsinhaber Pierre Kipré werden, der Gbagbo nahesteht.
Die Unruhen nach der Präsidentenwahl kosteten nach Angaben der UNO bislang mindestens 173 Menschen das Leben. Möglicherweise liege die Zahl der Opfer aber noch deutlich höher. So hätten mit Raketenwerfern bewaffnete Anhänger Gbagbos den Zugang zu einem mutmasslichen Massengrab blockiert, teilte die UNO mit.
SDA/jak
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