4:1-Sieg gegen St. GallenAuf einen solchen Abend haben die Young Boys lange gewartet
Nun ist das Glück auf Berner Seite: Die Young Boys bezwingen St. Gallen 4:1 und haben Rang 3 zwei Runden vor Schluss fast auf sicher.

Momentan muss man bei den Young Boys die Gründe suchen, um vor einem Super-League-Spiel zuversichtlich zu sein. Noch mehr, wenn mit dem FC St. Gallen das zweitbeste Team der Rückrunde zu Gast ist. Das meisterliche Selbstverständnis ist längst weg, deshalb blieben aus Berner Sicht zwei Dinge zu hoffen: Erstens muss sich irgendwann dieses ständige Pech in etwas Glück umwandeln. Und zweitens, dass die St. Galler fünf Tage vor dem Cupfinal ihre Stammkräfte etwas schonen würden.
Letzteres erübrigte sich ziemlich rasch. Jordi Quintilla, Victor Ruiz, Lukas Görtler, Jérémy Guillemenot, Leonidas Stergiu – sie alle spielten von Anfang an. Als wären englische Wochen für die Ostschweizer eine Selbstverständlichkeit. Also blieb noch der Faktor Glück. Dieses Thema klärte sich spätestens in der 68. Minute.
Fabian Rieder, der junge Mann mit dem feinen linken Fuss, schlägt einen wunderbaren Eckball auf den Kopf von Cédric Zesiger, der bringt den Ball aufs Tor, zentral, direkt auf FCSG-Goalie Lawrence Ati Zigi. Wie oft passierte es in dieser Saison, dass der Ball vom Torhüter zum Gegner springt? Oder knapp an einem Berner vorbei? Nicht so an diesem Dienstagabend. Der Ball fällt vor die Füsse von Meschack Elia, der keine Mühe hat, ihn über die Linie zu drücken. Es ist sein zweiter Treffer des Abends. Es ist das dritte YB-Tor innert sieben Minuten. Es ist das 4:1. Es ist beruhigend. Es ist der Endstand.
Besser, solider, klarer
Was das deutliche Resultat nicht ist: zwingend. Ja, die Young Boys investieren von Beginn weg viel in dieses Spiel. Sie gehen auch früh in Führung, weil Quentin Maceiras, der für den gesperrten Ulisses Garcia auf die linke Abwehrseite wechselte, einen Fantasiepass in den Lauf des perfekt gestarteten Elia spielt und der pfeilschnelle Kongolese Goalie Zigi problemlos umkurvt und aus spitzem Winkel trifft.
Auch hier: Wie oft wäre der Berner Jubel nach kurzer Zeit verstummt, weil Elia ein paar Zentimeter weiter vorne im Offside statt auf gleicher Höhe gestanden wäre? Nicht so an diesem Abend. Oder nach 27 Minuten, als Ruiz in Richtung Tor schlenzt: Wie oft in dieser Saison wäre der Ball ins Tor gedreht, statt an den Pfosten? Nicht so an diesem Abend.
Natürlich kam dieser deutliche Sieg nicht nur dank Glücksgöttin Fortuna zustande, die Young Boys spielen auch sonst besser, solider, klarer, als über weite Strecken dieser bald endenden Saison. Sie lassen wenig zu, sind selber zumindest im Ansatz immer mal wieder gefährlich. Und dennoch schaffen es die Berner auch mit dem stabilen Innenverteidiger-Duo Mohamed Camara und Cédric Zesiger nicht, ohne Gegentor zu bleiben – zum 15. Mal Serie.
Ein erlösender Penaltytreffer
Dies, weil kurz nach der Pause die St. Galler schnell umschalten, Julian von Moos seinen Teamkollegen Guillemenot lanciert, dieser einen Schritt schneller am Ball ist, als der sich gross machende David von Ballmoos. Wie oft wären die Young Boys in dieser Saison nach solch einem Rückschlag in Form des Ausgleichs eingebrochen? Nicht so an diesem Abend.
Keine zehn Minuten brauchen sie, um sich von diesem Schlag zu erholen. Wilfried Kanga wird im Strafraum vom robusten Matej Maglica gefoult, in Abwesenheit des verletzten Topskorer Jordan Siebatcheu läuft Kanga gleich selber an, verwertet den Penalty abgeklärt.
Ein Treffer, der gut tut. Offensichtlich richtig gut. Denn eine Minute später wird Elia in die Tiefe geschickt, dessen Abschluss prallt von Zigi zu Kanga, der akrobatisch versucht aufs Tor zu schiessen. Sein Versuch landet bei Christian Fassnacht, dieser leitet den Ball weiter ins Netz. Auch so ein Treffer, der an einem normalen Abend in dieser Saison so kaum entstanden wäre.
Doch an diesem Dienstagabend ist nun mal vieles anders. Vieles ist besser. Nicht nur die Leistung, auch das Resultat. Und so ist der dritte Platz und damit der Europacup zwei Runden vor Schluss ganz, ganz nah.
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