«Auch nach der Schulzeit an den Sprachkompetenzen arbeiten»
Der Umgang mit der Mehrsprachigkeit funktioniert in der Schweiz laut einer Studie gut – allerdings mit einigen Einschränkungen.
Das Potenzial des Sprachenreichtums besser ausgeschöpft werden. Zu diesem Schluss kommt ein Nationales Forschungsprogramm des Schweizerischen Nationalfonds (SNF). Rund 200 Forscherinnen und Forscher hatten seit dem Jahr 2005 am Nationalen Forschungsprogramm «Sprachenvielfalt und Sprachkompetenz in der Schweiz» (NFP 56) mitgearbeitet. In 26 Projekten untersuchten sie die Grundlagen zur Erhaltung, Förderung und Nutzung der Sprachenvielfalt in der Schweiz.
Am Donnerstag präsentierten die Wissenschaftler ihre Ergebnisse und Empfehlungen den Medien in Bern. Die Verständigung im täglichen Leben unter Verschiedensprachigen funktioniere erstaunlich gut, wenn die Beteiligten ein gemeinsames Ziel verfolgten, sagte Walter Haas, Präsident der Leitungsgruppe des NFP und Germanist an der Universität Freiburg.
Intensivere Förderung empfohlen
Sandro Cattacin von der Universität Genf untermauerte dies mit Untersuchungen in der U-18-Fussballnationalmannschaft und in einer Grenadiereinheit der Armee. Die Gruppenmitglieder meisterten Kommunikationshürden flexibel und pragmatisch. Möglich sei dies, weil Schweizerinnen und Schweizer überdurchschnittlich gute Sprachkompetenzen hätten.
Im Durchschnitt beherrschen die Schweizer zwei Fremdsprachen. Allerdings seien die meisten Sprachenkenntnisse während der Schulzeit erworben worden, sagte Haas. Die Wirtschaft und der Staat würden nur wenig tun für die sprachliche Förderung ihres Personals. Das solle sich ändern, empfehlen die Forscher.
«Man muss und kann auch nach der Schulzeit an den Sprachkompetenzen arbeiten», sagte Haas. Diese Weiterbildung dürfe nicht allein auf Kosten der Betreffenden gehen: Arbeitgeber sollten die sprachliche Weiterbildung gezielt fördern und ihr Wertschätzung entgegenbringen.
Mehr als nur vier Landessprachen
Mehrsprachigkeit ist laut Haas nämlich von allgemeinem Nutzen. In der Bundesverwaltung etwa sorge sie dafür, dass Gesetze in den verschiedenen Landessprachen möglichst gut übereinstimmen. Die Empfehlung des NFP, die proportionale Vertretung der Sprachgruppen in der Bundesverwaltung zu verbessern, wurde deshalb bereits in die Sprachenverordnung aufgenommen.
Vor neuen Herausforderungen stehen Verwaltung, Wirtschaft und Schulen allerdings wegen der Migration und der zunehmenden internationale Verflechtung. In der Schweiz werden längst nicht mehr nur die vier Landessprachen gesprochen, sondern auch Spanisch, Albanisch, Englisch, Portugiesisch, Türkisch und viele mehr.
Migranten als Vorteil für die Schweiz
Diese Vielsprachigkeit gilt es laut den Forschern besser zu nutzen. Sie koste zwar Zeit, Geld und Energie. Aber sie bringe auch einen kulturellen, intellektuellen und nicht zuletzt wirtschaftlichen Gewinn. Politik und Wirtschaft seien sich noch zu wenig bewusst, dass auch die Sprachen der Migranten zum sprachlichen Kapital der Schweiz gehörten.
Über diese Sprachen bleibe die Schweiz mit anderen Kulturen in Kontakt. Zudem seien sie hilfreich, etwa in der Tourismusbranche oder in internationalen Unternehmen. Gerade für den Staat müsse zudem das Interesse im Vordergrund stehen, mit allen Bewohnern seines Territoriums kommunizieren zu können.
SDA/raa
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