«Auch Albrecht kann es schaffen»
Aksel Lund Svindal profitierte beim Weltcup-Final in Are im letzten Rennen vom Ausfall von Benjamin Raich. Der Gesamtsieger aus Norwegen über sein Comeback, seine nächsten Ziele und die Hoffnungen für Daniel Albrecht.
Sie waren krank und hatten nach dem Riesenslalom den Weltcup schon fast verloren. Wie fühlten Sie sich vor dem Start des Slaloms, in dem Raich nur noch die Kugel hätte abholen müssen?Aksel Lund Svindal: Wieder viel besser als am Freitag. Da war ich enttäuscht gewesen, dass ich den Matchball vergeben hatte. Doch schon nach ein paar Stunden sagte ich mir: Es ist trotz allem grossartig, wie es läuft. Are war eine grosse Woche, ich bin Zweiter im Weltcup, und damit kann ich glücklich sein. Raich hat es verdient zu gewinnen, damit hat es sich. Schon vor zwei Jahren entschieden Sie das Duell gegen Raich im letzten Rennen.Es tut mir fast etwas leid für ihn. Vielleicht wäre es gerecht gewesen, wenn er diesmal gewonnen hätte. Es ist ja verrückt, dass nach fast 40 Rennen zwei Punkte entscheiden. Doch so war das halt in dieser Saison. Jeder hatte seine guten und schlechten Phasen. Nicht nur Benni, sondern auch Kostelic mit seinen Rückenproblemen und Cuche, dem es am Anfang nicht lief; Bode Miller machte die Saison nicht einmal zu Ende. Und auch ich hatte meine Probleme im Dezember und Januar. Keiner hatte eine perfekte Saison, und so genügten diesmal meine 1009 Punkte zum Sieg. Hätten Sie sich vor einem Jahr, als Sie den Weltcup-Final als Zuschauer besuchten, vorstellen können, jetzt als Weltcup-Sieger hier zu sitzen?Ich dachte damals noch nicht so weit. Natürlich hat man Pläne und Träume. Doch ich nehme alles, wie es kommt. Vor einem Jahr war ich beim Final in Bormio, und danach fuhr ich zum ersten Mal wieder durch Tore. Und um ehrlich zu sein: Ich fühlte mich gar nicht so schlecht. Ich fand, dass wir darauf aufbauen können, wenn wir Schritt für Schritt vorwärts gehen würden. Und warum sollten wir da nicht dorthin kommen, wo wir schon einmal waren? Auch als die Saison begann, konnten Sie nicht erwarten, am Ende ganz oben zu stehen. Auch wenn man mit verschiedenen Teams trainiert hat und sieht, dass man schnell sein kann, weiss man nach einem Jahr Pause trotzdem nicht, wo man steht. Denn Rennen und Training sind nicht das gleiche. Bevor man nicht auf dem Podium oder in der Nähe davon steht, fehlt der Beweis, dass man wieder dabei ist. Der Anfang mit dem 13.Platz von Sölden war recht gut, doch die grosse Erleichterung kam erst mit den Siegen von Beaver Creek. Da zeigte ich allen, aber vor allem auch mir selber, dass ich wieder schneller sein kann als alle andern. Sind Sie am Ende der langen Saison jetzt nicht ausgelaugt?Natürlich bin ich ein bisschen müde, aber ich fühlte mich vor den Weltmeisterschaften im Januar, als der Kalender mit all den Abfahrten so dicht gedrängt war, noch viel müder. Was mir diesmal fehlte, waren die Trainings auf einem hohen Niveau, Trainings mit hundert Prozent Power. Denn ich begann den Aufbau sehr langsam und versuchte dann zu steigern. Im nächsten Sommer wird das anders sein. Ich brauche Trainings mit Vollgas, denn während der Saison hat es kaum Platz dafür. Sind die Olympischen Spiele von Vancouver das nächste grosse Ziel?Ich setze mir keine besonderen Ziele. Ob Olympische Spiele oder Weltcup spielt keine Rolle. Es geht darum, gut zu fahren, und dann erhält man die Chance, gut abzuschneiden. Wenn du der beste Skifahrer der Welt sein willst, musst du während der ganzen Saison gut fahren. In diesem Winter liess ich nur den Slalom von Schladming aus. Benni liess einige Abfahrten aus, in denen er jene paar Punkte hätte gewinnen können, dank denen er vielleicht heute als Sieger dasitzen würde. Doch vielleicht hätte darunter auch der Slalom gelitten. Jeder muss selber merken, was gut für ihn ist. Sie haben mit 26 Jahren schon drei WM-Titel und zwei Gesamtweltcups gewonnen. Sie können Olympiasieger werden. Denken Sie da schon an Rekorde, die Sie brechen können, wie einst Ihre Landsleute Kjus und Aamodt?Bevor man über Rekorde nachdenkt, muss man schon sehr viel gewonnen haben. Mich kümmert das nicht. Natürlich möchte ich Olympiasieger werden, schliesslich finden Olympische Spiele im nächsten Winter statt. Aber ich sage mir nicht: Jetzt bin ich schon Weltmeister in der Abfahrt, im Riesenslalom und in der Kombination, jetzt will ich auch noch den Super-G. Mir ist das egal. Ich nehme, was kommt. Ich bin ein vielseitiger Fahrer, der in vier Disziplinen erfolgreich sein kann, und das gibt mir auch vier Chancen. Da darf ich nicht wählerisch sein. Es ist mein grosser Vorteil gegenüber Fahrern, die nur zwei haben. Sie haben ein starkes Comeback geschafft. Können Sie von der Erfahrung etwas an Daniel Albrecht weitergeben. Ich bin überzeugt, dass Dani in diesem Winter um den Gesamt-weltcup mitgekämpft hätte. Wenn ich es geschafft habe zurückzukommen, dann kann er es auch. Es ist machbar. Martin Born, Are >
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