Après-Travail auf dem Brett
Nach Feierabend noch auf die Bretter? Dank dem vielen Schnee haben mehrere voralpine Skilifte geöffnet, welche von Montag bis Freitag Abendskifahren anbieten. Ein Augenschein in Homberg.
Am Freitagabend im randvollen BLS-Zug «Lötschberger», der direkt nach Zweisimmen weiterfährt, müssen das Snowboard und der Rucksack in der ersten Klasse Platz nehmen. Die Zugentwickler haben wohl den Bezug zum Touristen verloren, als sie ein Ausflugsfahrzeug modellierten, das keine Gepäckablage hat und statt eines Abfallkübels eine Steckdose aufweist. Grosszügigerweise schlägt ein BLS-Mitarbeiter vor, das Gepäck in der ersten Klasse zu platzieren. Die Kundenfreundlichkeit hält aber nur an, bis der Kondukteur kommt. Immerhin: Nach anfänglich militärischer Belehrung belässt er es bei einer Ermahnung.
So vom freitäglichen Stossverkehr gebeutelt, geht es von Thun aus weiter nach Steffisburg, wo schliesslich das Postauto nach Homberg startet. Der Chauffeur wünscht den aussteigenden Leuten einen schönen Abend und nennt diese jeweils beim Vornamen – ein untrügliches Zeichen, dass man der Stadt entflohen ist. Ortsfremde Personen werden schnell im bestehenden sozialen Netz verortet. Dem Snowboarder kommt die Rolle des Exoten zu.
Exotisch mutet auch das Skigebiet in Homberg auf 950 Metern über Meer an. Kein Shuttle-Bus, kein Juweliergeschäft, kein McDonald's, kein Irish-Pub und auch kein Sessellift erwarten hier die Touristen. Ortsunkundige können nicht der Masse folgen. Auf sich alleine gestellt, muss man den Weg zur beleuchteten Piste schon selber finden. Glücklicherweise ist der Weg von der Postauto-Station Dreiligasse zum Heimet Winteregg relativ kurz. Vorbei an einem Miststock gehts direkt zum Hof von Fritz und Ueli Wyss. Der heute 76-jährige Fritz war es, der im Jahre 1968 zusammen mit zwei anderen Bauern den Skilift auf der Winteregg bauen liess. «1968 war ein fantastisches Jahr. Von November bis April war der Skilift durchgehend geöffnet», erzählt Wyss. Damals hätten die Leute noch gedacht, dass die Inhaber des Liftes bald ein langes, weisses Auto fahren würden. Bereits 1969 kam jedoch der erste Dämpfer: Der Skilift war an keinem einzigen Tag offen. So ging es in den letzten Jahrzehnten auf und ab. Der Sohn Ueli Wyss, Bergbauer, Bügelmeister und Pistenbully-Fahrer, sagt, was jeder Manager eines Nischenbetriebes sagt: «Wir können nur überleben, weil wir ein kleiner Betrieb sind und den Skilift sofort öffnen, sobald es Schnee hat.» Praktischerweise wohnt auch der Wirt des Restaurants gleich nebenan. Wenn Ueli Wyss das Licht anschaltet, weiss der Wirt Christoph Wirth, dass es Zeit ist, den Glühwein zu wärmen.
An diesem Freitag sind zirka zwanzig Personen gekommen, um bei Nacht dem Schneesport zu frönen: Väter mit ihren Kindern, Jugendliche und Ehepaare. Sofort ist man im Gespräch mit den Einheimischen, und gerne erzählen sie einem, welche Piste empfehlenswert ist. Kenner nehmen die Unbeleuchtete. Die beleuchtete Piste ist angenehm steil und breit. Man gewinnt schnell an Fahrt und einige Kanten und Hügel verleiten zum Sprung. Leider machte der Regen aus der ansonsten tadellosen Piste eine allzu weiche Unterlage. Carven stellt sich unter diesen Umständen als Gratwanderung heraus. Wer mit zu viel Gewicht reinliegt, dessen Ski oder Snowboard pflügt sich in den Schnee. Als Übungspiste für Kinder stellt es sich aber als ideal heraus: Umfallen tut nicht weh. Es hat kaum Leute auf der Piste und die Steilheit des Geländes ist gerade richtig für Anfänger mit Ambitionen.
Zurück nach Bern ins Après-Ski gehts als Mitfahrer bei einem anderen Skifahrer und ab Thun weiter in einem ICE der Deutschen Bahn. Das Sechserabteil hat eine Gepäckablage mit Platz für ein Snowboard.
[@] Pisteninfos unter www.homberg.ch
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch