Einigung beim TeuerungsausgleichStadt Bern zahlt Angestellten 2 Prozent mehr Lohn
Der Stadtrat wollte 3 Prozent Teuerungsausgleich, nun wurden es 2 – und die Gewerkschaft ist trotzdem zufrieden. Die Geschichte hinter der Einigung.

Der Teuerungsausgleich für das Berner Stadtpersonal war einer der grössten Zankäpfel der Budgetdebatte. Nun steht fest: Die Stadt Bern gewährt ihren Mitarbeitenden auf den 1. Januar 2023 hin einen Ausgleich von 2 Prozent. Das hat der Gemeinderat nach Verhandlungen mit den Sozialpartnern entschieden.
Der Teuerungsausgleich von 2 Prozent führt zu jährlichen Zusatzkosten von 6,6 Millionen Franken. Und trotzdem wirkt die Einigung bei «nur» 2 Prozent auf den ersten Blick überraschend. Schliesslich gab es Anzeichen dafür, dass die Stadt trotz ihrer schwierigen finanziellen Lage einen höheren Teuerungsausgleich gewähren würde.
Stadtrat wollte 3 Prozent
Kurzer Rückblick: Nach hitziger Debatte im Berner Stadtrat wurde ein Antrag der SP überwiesen, der verlangt, rund 10 Millionen Franken für einen vollen Teuerungsausgleich von 3 Prozent für das Stadtpersonal ins Budget aufzunehmen. Dies, bevor der Ausgleich überhaupt ausgehandelt wurde.
Ein vollständiger Teuerungsausgleich sei für die Stadt Bern «das Minimum», verteidigte SP-Stadträtin und -Co-Präsidentin Lena Allenspach den Antrag. Es gehe um den Erhalt der Kaufkraft. Zudem würde das Personal den Ausgleich ohne den Antrag erst auf Mitte 2023 erhalten.
Von Mitte-rechts und sogar von der Regierungspartei GFL hagelte es für das Vorpreschen der SP hingegen harte Kritik. Sie witterten darin einen Tabubruch – einen Coup der Gewerkschaften, die dem Gemeinderat ihre Wünsche nun bereits vor den Verhandlungen via Parlament aufdiktierten.
Tatsächlich hatte an der Debatte vieles auf eine Machtdemonstration der Gewerkschaften hingedeutet. Mit Blick auf die auf der Zuschauertribüne anwesenden Gewerkschafter und Angestellten der Stadtverwaltung betonte Finanzdirektor Michael Aebersold (SP): «Wir wollen die Kaufkraft unserer Angestellten erhalten.»
Nun hat sich die Berner Stadtregierung scheinbar dagegen entschieden – allerdings nur scheinbar. Sie schreibt: «Angesichts der ausserordentlich schwierigen finanziellen Lage der Stadt Bern sieht der Gemeinderat davon ab, den im Budget 2023 eingestellten Teuerungsausgleich von 3 Prozent voll auszuschöpfen.»
Gewerkschaft ist zufrieden
2 Prozent statt 3 – und dennoch zeigt man sich bei der zuständigen Gewerkschaft VPOD zufrieden mit dem Verhandlungsresultat. Regionalsekretär Michel Berger betont sogar: «Wir haben einen vollständigen Teuerungsausgleich erreicht.»
Da stellt sich die Frage: Was gilt denn nun?
Tatsächlich dürfte die vom Gemeinderat angesprochene «ausserordentlich schwierige finanzielle Lage» der Stadt keine grosse Rolle in den Verhandlungen gespielt haben. Denn bereits die nun vereinbarten 2 Prozent entsprechen in Wahrheit einem vollständigen Teuerungsausgleich.
Der Grund dafür: In die Verhandlungen mit der Stadt Bern werden frühere Jahre mit negativer Teuerung von der aktuellen Lohnrunde abgezogen, wie Gewerkschafter Michel Berger sagt. «Somit wurde die Teuerung dieses Jahr voll ausgeglichen.»
Dieser Artikel ist eine komplett überarbeitete Version der ursprünglichen Kurznachricht.
Fehler gefunden?Jetzt melden.