Young Boys im Cup-HalbfinalAls YB anzieht, findet Thun keine Antwort mehr
Erste Halbzeit ausgeglichen, zweite Halbzeit ein YB-Schaulaufen: Das Cup-Derby im Viertelfinal wird zum Stadtberner Schützenfest. 0:5 geht der FC Thun unter.

Gut fünf Minuten sind gespielt in der Stockhorn-Arena. Ein Teil der Thuner Fans wartet noch draussen auf den Einlass. Da liegt der Ball bereits im Tor von Thun-Goalie Mateo Matic. Fabian Rieder schliesst einen Konter über links ab, der Pass kommt von Christian Fassnacht. Es ist die erste Chance, die die favorisierten Stadtberner in diesem Derby haben. Und sie kriegen sie, weil Thuns Toptorschütze Gabriel Kyeremateng zuvor eine erste gute Gelegenheit von YB-Goalie Anthony Racioppi pariert sah.
Thun zu Beginn mit klareren Chancen
Wer denkt, dass die Young Boys direkt zum Schützenfest ansetzen, wird enttäuscht. Das kommt erst später. Erst entwickelt sich eine angeregte und ausgeglichene Partie. Raphael Wicky und Mauro Lustrinelli lassen beide im 4-4-2 mit Raute spielen. Die Konsequenz: Fehler auf beiden Seiten im Aufbau, aber auch ein attraktives, schnelles Umschaltspiel. Die Thuner haben nach dem 0:1 die deutlich besseren Chancen. Zweimal zeigt Daniel Dos Santos seine Stärken im letzten Pass, mit perfektem Timing spielt er etwa Leonardo Bertone auf links frei. Der frühere YB-Spieler trifft den Pfosten (14.).
Nach einer halben Stunde muss Miguel Castroman, Regisseur in Thuner Diensten, auch er ein ehemaliger YB-Junior, verletzt vom Platz. YB-Leihgabe Alexandre Jankewitz ersetzt ihn. Auf dem Platz wimmelt es von Spielern, die Verbindungen zu beiden Clubs haben.

Oberlin hat für Thun in der 35. Minute noch eine Chance, dann folgt eine erste Druckphase der Gäste: Einmal Itten, einmal Fassnacht – beide entscheiden sich für den Abschluss aus der Distanz, statt dem Pass auf den freien Mitspieler zu suchen. Kurz vor der Pause lässt Marco Bürki Cedric Itten dann freie Bahn: Fassnacht verzieht. Die Thuner können sich glücklich schätzen, sind sie zur Pause noch im Spiel.
Das erhoffte Fussballfest
Fast 1000 Tage mussten die Berner Fussballfans auf das Derby warten. Es ist in der ausverkauften Stockhorn-Arena das Fussballfest, auf das die Thuner Verantwortlichen gehofft hatten. Das 85. Kantonsduell ist wohl auch eines der unterhaltsameren. Ein Blick zurück zeigt: Sechsmal traten die beiden Berner Teams bisher im Cup aufeinander. Nur einmal reüssierte Thun: 1958 im Achtelfinal mit 4:3. In der Meisterschaft datiert der letzte Sieg vom 23. Juni 2020. Damals gab es Corona-bedingt vor 300 Zuschauern einen knappen 1:0-Heimsieg.
Doch noch ein Berner Kantersieg
Nach der Pause kann YB seine Druckphase sogleich fortsetzen. Und doch ist es wieder der FC Thun, der die erste Chance hat: Daniel Dos Santos kommt im Strafraum zum Abschluss, Racioppi wehrt ab. Eine starke Parade des Von-Ballmoos-Ersatzes.

Dann aber kommt es doch zum standesgemässen Schützenfest: Zuerst ist es Itten, der nach einem Eckball von Rieder per Kopf trifft (64.). Der Thuner Goalie Matic, der wie gegen Luzern im Achtelfinal eine gute Partie zeigt, hat keine Chance. Nur zwei Minuten später schiebt Filip Ugrinic – er kam kurz zuvor für Kastriot Imeri ins Spiel – ungehindert zum 3:0 ein. Gabriel Barès liess im eigenen Strafraum das Bein stehen und legte so ideal für Ugrinic auf. Dieser Doppelschlag bricht den Thunern das Genick.
Trotz eines Vierfachwechsel (!) schwindet die Oberländer Gegenwehr im Minutentakt. Fassnacht kann nach Pass von Rieder auf 4:0 erhöhen. Wieder ist dem Tor ein Fehler beim Challenge-League-Club vorangegangen: Jankewitz hatte im Mittelfeld den Ball verloren. Die Treffer der Berner sind sehenswert, speziell jenes von Sandro Lauper zum 5:0-Schlussstand. Per Hacke leitete Loris Benito den Ball auf den früheren Thuner weiter. Dieser bekundete keine Mühe, einzuschieben.

Für YB ist damit der Gewinn des Doubles weiterhin möglich, Anfang April steht nun der Halbfinal an. Thun muss sich derweil vorwerfen lassen, in den ersten sechzig Minuten zwar eine vorzügliche Partie gezeigt, sich aber nicht belohnt zu haben. Wie schon so oft agierten Lustrinellis Spieler auch im Derby zu wenig effizient. Das wäre jedoch nötig gewesen, um die Young Boys ins Wanken zu bringen.

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