Interview mit Josef Hader«Als hätte es keine zwei Weltkriege gegeben»
Der österreichische Kabarettist protestierte in den 1980er-Jahren gegen die Stationierung von Raketen in Europa. Heute findet er es zynisch, wenn sich die Ukraine mit den Forderungen von damals gegen Putin verteidigen müsste.

Einige Intellektuelle und Künstler, darunter der Kabarettist Dieter Nuhr, fordern in offenen Briefen, dass sich westliche Staaten durch Waffenlieferungen nicht zur Kriegspartei machen dürfen. Sie selbst waren Teil der Friedensbewegung. Sollte der Westen Waffen an die Ukraine liefern, Herr Hader?
Ganz ehrlich, ich bin etwas ratlos. Ich kann nicht mit dem Brustton der Überzeugung sagen, dass man alle Waffen liefern soll, die möglich sind. Umgekehrt wäre es zynisch, von der Ukraine zu verlangen, sich mit den Mitteln der Friedensbewegung der Achtzigerjahre zu verteidigen. Als wir damals auf die Strasse gingen, um gegen die Stationierung von Pershing-Raketen in Deutschland zu protestieren, waren alle handelnden Politiker von Moskau bis Washington ältere Herren, die den Zweiten Weltkrieg erlebt hatten. Die wussten alle, wie schlimm Krieg ist, niemand wäre auf die Idee gekommen, einen Krieg vom Zaun zu brechen. Wir sind damals aus einer Luxusposition heraus auf die Strasse gegangen.