Alle Erwartungen weit übertroffen
Die Weltmeisterschaft in Kloten war vor allem ein grosses Fest mit einigen sportlichen und emotionalen Höhepunkten.
Die Kanadier begannen das WM-Pensum in Kloten gegen Weissrussland, die Kanadier beendeten es gestern Abend gegen Finnland vor der Dislokation nach Bern. Die WM-Organisatoren zogen ein rundum positives Fazit des Events am Zweitspielort, dem grössten Sportanlass für die Stadt überhaupt. OK-Chef Gian Gilli sagte, er sei ein wenig traurig, dass er nach elf Tagen schon zu Ende gehe. Die Kloten Arena heisst ab sofort wieder nach der Krankenkasse, die Badi Schluefweg daneben empfängt die Schwimmer und Sonnenanbeter, und das Quartier am Waldrand hat nach einem sehr langen Eishockey-Winter etwas Ruhe. Immerhin war es der grösste Sportanlass für die Stadt überhaupt.85 000 Zuschauer sahen die 24 Spiele, die ohne Schweizer Beteiligung über die Bühne gingen, was eine Auslastung von zwei Dritteln ergibt. 7000 Schulkinder folgten einer Einladung aus dem OK, die 450 Volunteers und die Sicherheitskräfte ernteten von den Teilnehmern nur Lob. Laut dem lokalen Sportchef Peter Lüthi traf während der ganzen Klotener WM keine Klage von einem der acht Teams ein. Man schätzte die Unterkünfte, die Verpflegung, die Nähe zum Flughafen, die Garderoben, die Eisqualität und die Trainingsbedingungen in Dübendorf. Das Stadion hatte die ideale Grösse für das Turnier. Die Besucher zeigten sich auch empfänglich für den Charme, den die im Wald gelegene Arena verströmt. Mehr Zuschauer als erwartetDie grosse Überraschung war der Besucherandrang. Nach dem relativ schwachen Vorverkauf vor allem für die Spiele in Kloten machten Schreckensszenarien die Runde. Es kam alles anders. Mit dem ersten Match flogen, fuhren, strömten sie heran _ Tausende von Ungarn, Finnen oder Slowaken und sorgten für eine beeindruckende Ambiance und viele Farbtupfer vom ersten bis zum letzten Puck. Es war ein ganz anderes Volk als an den Spielen der Flyers, ein ganz anderes Klima. Anhänger, die ihre Ferien investiert hatten und ihre Mannschaft bedingungslos unterstützten. Die Stimmung war friedlich bis festlich und ausgelassen – mit der einen Ausnahme beim ersten Spiel der Ungarn gegen die Slowakei, als einige alkoholisierte Hooligans Radau machten und zur Räson gebracht werden mussten.Zum Gelingen des Festes trug auch der neu installierte Videowürfel mit seiner hervorragenden Auflösung bei, der wie in allen modernen Hallen als eine Art Relaisstation zwischen den Gruppen diente. Von dieser neuen Qualität werden in Zukunft die Flyers profitieren können. Sie dürfen ihn schliesslich auch mehrheitlich finanzieren.Sportlich waren die Weissrussen das Überraschungsteam, das seine jüngsten Fortschritte mit den Erfolgen gegen die Slowakei und Finnland demonstrierte. Die Kanadier, die die Garderobe der Flyers belegten, boten viel für das Eintrittsgeld. Sie waren auch ohne Testphase und Zusammenzüge vom ersten Moment an präsent, wie wenn sie schon immer zusammengespielt hätten. Die Tschechen um den sehr gut gelaunten Superstar Jaromir Jagr steigerten sich mit jedem neuen Spieler, der aus der NHL kam.Der emotionale Höhepunkt der elf Tage in Kloten war zweifellos das rauschende Fest, das die ungarischen Anhänger während des ersten WM-Matches gegen Kanada nach 70 Jahren veranstalteten. Und die 0:9-Niederlage war schliesslich völlig nebensächlich, als die Mannschaft eine halbe Stunde nach dem Ende mit den 4000 Begleitern die Nationalhymne anstimmte. Auch solche Erinnerungen machen eine WM aus.Werner Schweizer>
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