Abhörskandal in Grossbritannien: Prinz William wurde aktiv
Führende Vertreter des Murdoch-Konzerns wurden einem Bericht der britischen Zeitung «The Times» zufolge persönlich von dem Enkel der Queen auf die illegalen Praktiken von «News of the World» angesprochen.

Der Abhörskandal in Grossbritannien hat am Wochenende weitere Kreise gezogen und auch eine Murdoch-Zeitung in den USA auf den Plan gerufen. Scotland Yard ging nach eigenen Angaben Vorwürfen nach, wonach die inzwischen eingestellte Boulevardzeitung «News of the World» auch Computer gehackt haben soll. In den USA wurden die Mitarbeiter der «New York Post» angewiesen, mögliche Hinweise auf illegale Abhörpraktiken aufzubewahren.
Scotland Yard erklärte am späten Freitagabend, im Laufe der derzeitigen Ermittlungen zu illegalen Abhörpraktiken bei der «News of the World» habe es weitere Hinweise auf eine Verletzung der Privatsphäre gegeben, «darunter auch das Hacken von Computern». Dazu werde ein neues Untersuchungsteam eingerichtet, das diesen Vorwürfen nachgehen soll, da sie ausserhalb des Aufgabenbereichs der aktuellen Teams lägen. Zu Details äusserte sich Scotland Yard zunächst nicht.
Ein Konzern wankt
Im Rahmen des Skandals ermitteln bereits zwei Teams zu den Vorwürfen abgehörter Telefone sowie der Bestechung von Polizisten. Anfang Juli war herausgekommen, dass Journalisten der zum Konzern von Medienmogul Rupert Murdoch gehörenden «News of the World» nicht nur Prominente abgehört und Polizisten bestochen, sondern auch Handy-Mailboxen der Angehörigen von getöteten Soldaten sowie eines entführten Mädchens geknackt hatten. Die Affäre brachte den Konzern ins Wanken und Premierminister David Cameron, der enge Beziehungen zur Murdoch-Presse gepflegt hatte, in Erklärungsnöte.
Die Klagen des Prinzen
Führende Vertreter des Murdoch-Konzerns wurden einem Bericht der britischen Zeitung «The Times» zufolge auch persönlich von Prinz William auf den Abhörskandal um «News of the World» angesprochen. Wie die Zeitung am Samstag berichtete, beklagte sich die Nummer zwei der britischen Thronfolge bereits im Januar während eines Essens mit Murdochs Sohn James und der früheren Chefredaktorin der Zeitung, Rebekah Brooks, darüber, dass sich niemand bei ihm für das heimliche Abhören der Telefone seiner Berater entschuldigt habe. Beide hätte sich daraufhin bei dem Prinzen entschuldigt.
Die Abhörattacken auf Vertreter des Buckingham Palasts waren schon vor Jahren aufgeflogen. 2006 wurden deshalb ein Reporter von «News of the World» sowie ein Privatdetektiv festgenommen und 2007 zu Haftstrafen verurteilt. Brooks trat inzwischen als Chefin der Murdoch-Verlagsholding News International zurück.
(Noch) keine konkreten Vorwürfe gegen die «New York Post»
In den USA erhielten die Mitarbeiter der zum Murdoch-Konzern gehörenden Boulevardzeitung «New York Post» eine interne Anweisung, mögliche Hinweise auf illegale Abhörpraktiken aufzubewahren. Chefredaktor Col Allan betonte in seiner Mitteilung an die Angestellten, die am Freitag auf der Journalismusseite poynter.com veröffentlicht wurde, dass es keine konkreten Vorwürfe gegen die «New York Post» gebe. Jedoch seien die Ereignisse in Grossbritannien genau verfolgt worden und «uns ist klar, dass wir als Boulevardzeitung des Konzerns News Corp genauer betrachtet werden würden».
AFP/rek
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