Abgasskandal bei VW vernichtet knapp 16 Milliarden Euro
Investoren trennen sich in Scharen von ihren Anteilen an Volkswagen. Zuvor hatte der Konzern eingestanden, die Abgaswerte manipuliert zu haben.
Angesichts des Skandals um mutmasslich manipulierte Abgaswerte in den USA hat die Volkswagen-Aktie an der Frankfurter Börse massiv an Wert verloren. Sie sackte zu Handelsbeginn am heute Morgen ab. In den ersten Minuten verlor sie 13 Prozent und notierte bei rund 140 Euro. Danach ging es weiter bergab. Um 11 Uhr war die Vorzugsaktie nur noch etwas mehr als 130 Euro oder rund 20 Prozent weniger wert. Das entspricht einem Marktwertverlust gegenüber dem Stand vom Freitag von mehr als 15 Milliarden Euro.
Der Autobauer soll in den USA mit einer Software Umwelt-Vorgaben umgangen haben. Die US-Umweltbehörde EPA hatte am Freitag mitgeteilt, dass der deutsche Konzern eine Software entwickelt habe, die Vorgaben zur Luftreinhaltung zwar bei Tests, nicht aber beim normalen Betrieb der Autos erfülle.
Die betreffenden Vorschriften seien bewusst umgangen worden. Der Behörde zufolge stossen die betroffenen Autos im Ergebnis grössere Mengen an Schadstoffen aus als erlaubt. Insgesamt geht es demnach um 482'000 Diesel-Fahrzeuge in den USA, die nun nachgebessert werden sollen.
Mit einer Software die Werte geschönt: VW droht in den USA eine Milliardenklage. (Video: Reuters)
Autoexperte fordert Rücktritt des VW-Chefs
Wegen der Affäre um die manipulierten Abgaswerte legt Experte Ferdinand Dudenhöffer dem Konzernchef Martin Winterkorn einen Rücktritt nahe. Als direkter Verantwortlicher für Forschung und Entwicklung habe der Vorstandsvorsitzende entweder von den Manipulationen gewusst oder sei ahnungslos und habe seinen Geschäftsbereich nicht im Griff, sagte Dudenhöffer der «Frankfurter Rundschau» von heute. «In beiden Fällen würde ich sagen, dass Winterkorn an der Konzernspitze nicht mehr tragbar ist.»
Die Vorsitzende des Umweltausschusses im Bundestag, die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn, erklärte, eine «so umfassende Softwaremogelei» müsse mit dem Wissen der Führung in Wolfsburg passiert sein. «Alles andere würde mich wundern.» Ihrer Auffassung nach könnten auch noch andere Automarken im Ringen um die Einhaltung von Abgasvorschriften in Europa und den USA bei Manipulationen erwischt werden. Sie würde sich darüber «nicht wundern».
Auch europäische Modelle betroffen?
Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen schloss in der «FR» nicht aus, dass auch Modelle für den europäischen Markt mit der Software ausgestattet sein könnten. «Wenn ein Weltkonzern auf einem so wichtigen Markt wie dem nordamerikanischen die Werte manipuliert, dann sollte dringend überprüft werden, ob das nicht auch bei uns geschehen ist», sagte Dudenhöffer der Zeitung.
Vorsätzlich falsche Herstellerangaben in umwelt- und gesundheitspolitisch sensiblen Bereichen müssten in Deutschland strafrechtlich verfolgt werden, forderte er. «Der Justiz- und der Umweltminister müssen gemeinsam dafür sorgen, dass solche Praktiken unter das Strafrecht fallen.» Bisher seien nur zivilrechtliche Klagen möglich.
Der Skandal ist für VW laut Dudenhöffer eine «Imagekatastrophe par exellence». Der Konzern hat nach eigenen Angaben inzwischen eine externe Untersuchung in Auftrag gegeben. Winterkorn äusserte am Sonntag zudem sein Bedauern, «dass wir das Vertrauen unserer Kunden und der Öffentlichkeit enttäuscht haben».
AFP
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