96 Verdächtige nach kurdisch-türkischen Zusammenstössen
Die Polizei hat nach den Ausschreitungen zwischen Türken und Kurden im Herbst 2015 96 mutmassliche Straftäter identifiziert. Damals raste ein Auto in eine Gruppe von Demonstranten.

Nach Ermittlungen zu gewaltsamen Auseinandersetzungen bei einer Demonstration im Jahr 2015 hat die Kantonspolizei 96 mutmassliche Straftäter identifiziert. Im September dieses Jahres waren kurdische und pro-türkische Aktivisten in Bern aneinandergeraten. In der Folge einer «detaillierten Auswertung des erhobenen Bildmaterials» müsse man jetzt davon ausgehen, dass sich rund 137 Personen strafbar gemacht haben, schreibt die Polizei in einer Medienmitteilung. Davon habe man soweit 82 Männer und 14 Frauen namentlich identifizieren können.
Zahlreiche Befragungen, verschiedenartige polizeiliche Abklärungen und die Untersuchung von beinahe 500 Videos und Fotos hätten zu den Erkenntnissen geführt. Gegen sämtliche erkannte mutmassliche Straftäterinnen und Straftäter sind Rapporte eingereicht worden. Die von der Polizei erhobenen Vorwürfe betreffen unter anderem Tatbestände wie Angriff, Körperverletzung, Landfriedensbruch sowie Gewalt und Drohung gegen Beamte. Die weiteren Ermittlungen werden von der regionalen Staatsanwaltschaft Bern-Mittelland durchgeführt.
Demo für Cizre
Ausgangspunkt war eine Auseinandersetzung zweier gegeneinander gerichteter Kundgebungen. Die Demo der pro-türkischen Aktivisten war von den Behörden bewilligt worden. Zur kurdischen Gegendemo hatten linksautonome und kurdische Kreise aufgerufen, um gegen die Abriegelung der türkischen Stadt Cizre, einer Hochburg der kurdischen Arbeiterpartei PKK, zu demonstrieren.
Bereits im Vorfeld versuchte die Polizei, die Demonstrantengruppen zu trennen. Es blieb beim Versuch: Der Konflikt eskalierte am Helvetiaplatz. Zuerst kam es zu verbalen Auseinandersetzungen, darauf folgten tätliche Übergriffe. Die Einsatzkräfte der Polizei räumten den Platz, indem sie Gummischrot und Reizgas einsetzten. Als Reaktion auf die polizeiliche Intervention wurden auch die Einsatzkräfte angegriffen. Die Polizei trieb die kurdischen Aktivisten über die Kirchenfeldbrücke Richtung Casinoplatz und sperrte daraufhin die Brücke ab. Kurz nach vier Uhr löste sich die pro-türksiche Demo auf.
Auto raste in Menschenmenge
Am Rande des Konflikts ereigneten sich drastische Szenen: Videoaufnahmen zeigten, wie ein Auto auf der Schwellenmattstrasse mit hoher Geschwindigkeit in eine Menschenmenge raste. Der Lenker fuhr dabei gezielt auf die Personen zu. Auch gegen diese Person wurde wegen Körperverletzung ermittelt. Es sei ein Rapport zuhanden der Staatsanwaltschaft eingereicht worden, sagte die Sprecherin der Kantonspolizei, Corinne Müller, auf Anfrage des «Bund».
Wenige Tage später, am 15. September, marschierten Demonstranten zu einer unbewilligten Solidaritätskundgebung auf dem Bahnhofplatz für die Kurden auf und verteilte Essen an Passanten, um Geld für besetzte kurdische Gebiete zu sammeln. Die Polizei kesselte die rund 50 Demonstranten aber kurzerhand ein und führte Personenkontrollen durch.
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