Lesetipps fürs Jahresende9 Bücher, die wir mit gutem Gewissen verschenken
Ein interessantes Buch für die Feiertage? Oder dringend noch ein Geschenk? Die Kulturredaktion empfiehlt neun Neuerscheinungen, die sie selbst gern gelesen hat.

Gerade in Zeiten, in denen Zu-Hause-Bleiben genauso Pflicht wie Wonne ist, erhält eine alte Kulturtechnik eine neue, ungeahnte Bedeutung: das Lesen. Sei es Literatur, Sachbuch oder Kunstband – wer ein Buch schenkt, ist praktisch immer auf der sicheren Seite, und wer eins bekommt sowieso. Aber was schenken? Neun empfehlenswerte Bücher.
Tarjei Vesaas: «Die Vögel»

Der norwegische Autor Tarjei Vesaas (1897–1970) ist in seiner Heimat ein ganz Grosser, aber bei uns so gut wie unbekannt. Zu Unrecht, wie sein Roman «Die Vögel» zeigt. 1957 erschienen, jetzt neu übersetzt, zieht er uns in die Welt eines «heiligen Narren» hinein. Mattis ist ein gutmütiger, geistig etwas beschränkter Mann, der mit seiner Schwester am Rande eines Dorfes lebt, zu keiner Arbeit zu gebrauchen, aber mit einem besonderen Zugang zur Natur. Mattis’ Innenwelt ist alles andere als primitiv, vielmehr höchst komplex, weil er seine Sicht der Dinge ständig mit der der «Normalen» abgleichen muss. Mit dem Auftauchen eines Holzfällers wird die Zweier- zur Dreiecksgeschichte und endet tragisch – was den Lektüregenuss keineswegs mindert: Tarjei Vesaas schreibt eine wunderbar schwingende, atmosphärisch dichte Prosa, die im Deutschen klingt wie ein Original. Martin Ebel