76 Tote nach Luftangriff auf Flüchtlings-Camp
Dem nigerianischen Militär ist im Anti-Terror-Einsatz ein katastrophaler Fehler unterlaufen. Unter den Opfern sind Flüchtlinge und Helfer.
Bei der Bombardierung eines Flüchtlingslagers in Nigeria am Dienstag sind weit mehr Personen getötet worden als zunächst angegeben. Nach Schätzungen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) stieg die Zahl der Toten auf 76.
Mehr als 100 seien teils schwer verletzt worden. Unter den Toten seien sechs lokale Rotkreuzhelfer. 13 weitere seien verletzt worden, teilte das IKRK am Mittwoch in Genf mit. Ein nigerianisches Kampfflugzeug hatte das Lager im Bundesstaat Borno am Dienstag nah Angaben der Armee versehentlich bombardiert. Nach Militärangaben hatte der Luftangriff Extremisten der islamistischen Terrororganisation Boko Haram gegolten. Der Angriff war von verschiedener Seite scharf verurteilt worden.
Die Organisation Ärzte ohne Grenzen erklärte vorher, man habe bislang 50 Tote gezählt. 120 Verletzte würden behandelt.
Verletzte werden ausgeflogen
Die IKRK-Mitarbeiter hätten zusammen mit anderen dringend benötigte Nahrung für mehr als 25'000 Geflüchtete gebracht. Zuvor hatte ein Mitarbeiter der AP gesagt, unter den Toten seien 20 Freiwillige seiner Organisation.
Der Sprecher von Ärzte ohne Grenzen, Etienne l'Hermitte, drängte die Behörden zu Evakuierungen aus der Luft. In Kamerun und im Tschad stünden Mediziner zur Behandlung der Verwundeten bereit. Der Regierungsbeamte sagte, die Verletzten würden mit Helikoptern ausgeflogen.
Angriff sollte Boko-Haram-Rebellen treffen
Militärkommandeur Lucky Irabor sagte, das Kampfflugzeug sei im Nordosten Nigerias im Einsatz gegen die Terrorgruppe Boko Haram gewesen. Er habe den Angriff in Rann nahe der Grenze zu Kamerun auf der Basis von Informationen angeordnet, dass sich an einer bestimmten Stelle Boko-Haram-Rebellen versammelten. Unter den Verletzen seien auch zwei Soldaten. Es sei noch zu früh zu sagen, dass taktische Fehler begangen wurden. Die Luftwaffe bombardiere nicht absichtlich Zivilisten. Zu dem Vorfall wird es nach Angaben des Militärs eine Untersuchung geben.
Die in Maiduguri in Borno entstandene Terrorgruppe Boko Haram kämpft seit 2009 für einen islamischen Gottesstaat in Nigeria. Zehntausende fielen ihrem Terror bisher zum Opfer, Millionen Menschen flüchteten vor der Gewalt. Beobachtern zufolge ist es das erste Mal, dass das Militär Nigerias sich zu einem solchen Fehler bekennt. Bereits in der Vergangenheit meldeten Dorfbewohner Opfer unter Zivilisten bei den fast täglichen Bombenangriffen im Nordosten des Landes.
dapd/woz/sep
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