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Sie heissen Rüfenacht und Gerber
Luganos Ausländer sind ausser Form. Im Halbfinale gegen den SCB sind es aber weniger die Spieler mit fremder Lizenz, die den Unterschied ausmachen.
Der ehemalige SCB-Junior Janick Holzer wäre gerne Profi geworden. Stattdessen macht er eine ansehnliche Karriere im Amateurhockey. Der Captain des EHC Brandis trifft heute auf seinen ehemaligen Jugendclub.
Stets den Puck im Blick: Für Janick Holzer ist das Eishockey zum «sehr anspruchsvollen Hobby» geworden.
(Bild: Leroy Ryser (Freshfocus))
Janick Holzer hatte einst einen grossen Traum. Fast alle Buben, die Eishockey spielen, träumen irgendwann davon. Von der Laufbahn als Profi und davon, sich später einmal mit den Besten messen zu können. Der Schwarzenburger träumte von einer Karriere in der Schweiz, oder, wer weiss, vielleicht würde es ja gar für die NHL reichen.
Heute Abend steht für Holzer, den Captain des EHC Brandis, das wohl grösste Spiel seiner Karriere an. In Huttwil trifft er im Cup mit dem Amateurclub aus der dritthöchsten Schweizer Liga auf den SC Bern. Den SC Bern, in dem er fast den ganzen Nachwuchs durchlief, bis er 20 Jahre alt war. Dann gab es für ihn keinen Platz mehr. Damit ein Spieler Profi wird, muss vieles zusammenpassen. Er braucht Talent, aber wer wie Holzer über Jahre im Nachwuchs eines NLA-Clubs spielt, hat das sowieso. Er braucht halt ein wenig mehr Talent als alle anderen. Glück braucht er auch, zum Beispiel das Glück, dass der Coach des A-Teams auf Junge setzt. Auf dem Eis muss der Spieler zu den Besten gehören; die Puckbehandlung, das Spielverständnis und vieles mehr gehören dazu. Gesund muss er auch sein und natürlich fit, Muskeln braucht er. Janick Holzer sagt rückblickend, seine läuferischen Qualitäten hätten wohl nicht ganz gereicht. «Und was meine Physis anbelangte – da hätte ich mehr machen können.»
Fürs Hockey gibt es nur Spesen
2009 wurde Holzer mit den SCB-Elitejunioren Schweizer Meister, mit ihm als Topscorer des Teams in der Qualifikation. In Kontakt mit der ersten Mannschaft kam er trotzdem nie, weshalb, weiss er nicht. Andere SCB-Junioren seines Jahrgangs (1989) waren erfolgreicher: Pascal Berger, Etienne Froideveaux und Roman Josi waren zu jenem Zeitpunkt bereits Profis und sind heute Schlüsselspieler ihrer Teams. Berger ist Captain in Langnau, Froideveaux einer der Leader in Lausanne und Josi ist bei den Nashville Predators in der NHL zu einem der besten Verteidiger der Welt gereift. Holzer hingegen arbeitet in einem 80-Prozent-Pensum bei einem Grossverteiler in der Immobilienbewirtschaftung und absolviert ein Studium in Wirtschaftspsychologie. Das Hockey sei noch ein Hobby, wenn auch «ein sehr anspruchvolles». Vier bis fünf Abende pro Woche wendet er für Trainings oder Spiele auf. Entschädigt wird er mit Spesen, einigen Tausend Franken pro Jahr. Für den 28-Jährigen ist klar: «Studium und Beruf haben immer Vorrang.»
Nachdem er im SCB keinen Platz mehr fand, spielte Holzer noch eine Saison bei Olten in der NLB und wurde danach auch dort ausgemustert. Da wurde ihm erstmals klar, dass es mit der Profikarriere wohl nichts werden würde. «Für mich brach eine Welt zusammen», sagt er heute, «denn eigentlich war es ein gutes Jahr.» Also heuerte er bei den Huttwil Falcons an, wurde sogleich Amateur-Schweizer-Meister – und hatte wieder Pech: Der Club erhielt keine Lizenz für die NLB, sein Besitzer löste den Verein auf und Holzer musste wieder auf die Suche.
Tränen der Freude wegen Josi
Er ging ein paar Wochen in die USA und präsentierte sich bei ein paar Clubs, der Agent von Josi hatte ihm ein paar Tryouts organisiert. Aber in den Niederungen des nordamerikanischen Hockeys, in Lafayette, Fayetteville und Knoxville, hatte niemand auf ihn gewartet. Auf Europäer warten sie dort grundsätzlich nicht. Nach anderthalb Monaten kehrte er zurück und spielte zwei Jahre für Düdingen, wo er seinen zweiten Amateurtitel feierte. Mittlerweile ist er in seiner fünften Saison bei Brandis, im Frühling gewann der Verein die Regionalmeisterschaft. «Aus Liebe zum Sport» sei er beim Eishockey geblieben und weil er dort auf Gleichgesinnte trifft.
Mit Froideveaux und Josi verbindet ihn immer noch eine enge Freundschaft. «Wir reisen jedes Jahr zu Josi nach Nashville», sagt Holzer. Auch im vergangenen Frühling, als der Berner um den Stanley-Cup spielte. «Als ich da auf dem Weg ins Stadion war, hatte ich Tränen in den Augen», erzählt er. Er habe da erstmals richtig realisiert, was Josi erreicht habe. Und es ist seine Art, den Traum des Eishockeyprofis doch zu leben: indem er mit seinen Freunden, die es geschafft haben, mitfiebert.
Anstatt Stanley-Cup heisst es für Holzer heute Schweizer Cup. Und ein wenig NHL-Glamour wird auch in Huttwil mitschwingen, vorausgesetzt, der SCB setzt seine Ausländer ein. Auf die Duelle mit diesen Spielern freut sich Holzer besonders. Dass der EHC Brandis die Partie gewinnen kann, glaubt er aber nicht. «Das Erlebnis ist für uns wichtig, nicht das Resultat.» Gewinnen möchte er aber schon: «Nicht, weil wir eine Chance haben werden, aber weil wir von uns überzeugt sind.» Aus seiner Zeit im SCB wisse er, dass dessen Spieler «auch nur Menschen» seien, sagt er.
Seinem einstigen Traum wird Holzer heute Abend so nah sein wie schon lange nicht mehr. Sein Glück aber hat er in der Amateurliga gefunden.
Dass der SCB vor einem Jahr in Biasca mit einer Juniorenauswahl, ergänzt durch ein paar gestandene Spieler, antrat, war vor allem ein Protest gegen die Organisatoren des Cups gewesen. Das Ziel des Wettbewerbs ist ja unter anderem, dass die grossen Clubs die kleinen in der Umgebung beehren und ihnen die Kassen füllen. Der EHC Brandis ist ein solcher Verein, er dürfte heute einen schönen Gewinn schreiben.
Der SCB wird mit seinem Stammteam anreisen, ohne die verletzten Blum, Kamerzin, Hischier und Krueger. Allenfalls würden ein bis zwei Spieler geschont, «das entscheiden wir am Spieltag», sagt der Sportchef Alex Chatelain. «Aber wir werden ganz sicher nicht mit einer halben Juniorenmannschaft antreten». Auch seien die Voraussetzungen etwas anders als vor einem Jahr, als sie etliche Verletzte beklagt hätten, sagt Chatelain. Im SCB dürften zudem die Jungen eine Gelegenheit für einen Auftritt erhalten, namentlich Tim Dubois, Bernd Wolf und Colin Gerber. (dgr)
Heute Abend findet sie endlich statt, diese Partie, auf die man sich im EHC Brandis «den ganzen Sommer lang» gefreut hat, wie es CEO Heinz Krähenbühl formuliert. Kein «08/15-Spiel», sondern «das Spiel der Spiele». 72 freiwillige Helfende werden im Einsatz stehen, viele davon vom benachbarten Turnverein Ufhusen. Weil das «Brünnli» in Hasle-Rüegsau, wo Brandis für gewöhnlich seine Heimspiele austrägt, über eine weniger gut ausgebaute Infrastruktur verfügt und schlicht weniger Zuschauerplätze bietet, weicht der Club nach Huttwil ins Sportzentrum aus. «Huttwil hat einen rechten Hockeymatch verdient», sagt Krähenbühl. Mit seiner Firma ist er einer der wichtigsten Sponsoren von Brandis, selber war er bis zur Posse um den NLB-Aufstieg und die Auflösung des Vereins vor sechs Jahren der CEO der Huttwil Falcons.
Das ist längst Geschichte. Nachdem Brandis im Cup zuletzt dreimal Teams aus der NLB zugelost erhalten hatte, empfängt es nun also den SCB. Mit «Glücksgefühlen» hätten sie das im Verein zur Kenntnis genommen, sagt Krähenbühl. Er sei schon länger auf Nadeln und schlafe zurzeit etwas weniger gut. Damit es ein erfolgreicher Abend werde, brauche es einen reibungslosen Ablauf. «Noch besser wäre es, wenn wir dem SCB die Stirn bieten könnten», sagt der CEO. Brandis erwartet 2300 Zuschauer, «wenn alles klappt, bleibt ein Batzen für die Vereinskasse übrig», sagt Krähenbühl. (dgr)
Der Bund
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