200 Männer gegen vereiste Trottoirs
Eisglatte Trottoirs, verharschte Schneehaufen und vereiste Spurrinnen machen Fussgängern, Velo- und Autofahrern das Vorwärtskommen schwer. Der Winterdienst der Stadt Bern wird wohl noch drei Tage gegen das Eis kämpfen.

Wer von den Hauptverkehrsstrassen ins Quartier abbiegt, muss oft auf einer festgefrorenen Schneedecke regelrecht vorwärtsrutschen oder sich über vereiste Trottoirs tasten – wehe dem, der bremsen muss. Die teilweise gefährlichen Strassen- und Wegverhältnisse hatten schon einige Stürze und Unfälle zur Folge. «Ich kann zwar noch keine Zahlen nennen, aber der Trend zu glatteisbedingten Sturzverletzungen ist offensichtlich, wie der diensthabende Chirurgie-Oberarzt des Notfallzentrums bestätigt hat», sagt Markus Haechler, der Medienverantwortliche des Berner Inselspitals, auf Anfrage. Am häufigsten seien dabei Verletzungen des Hand- und des Sprunggelenks. Betroffen seien alle Alterskategorien, vor allem aber Senioren. «Ein interessantes Phänomen aus internationalen Untersuchungen zeigt sich auch in der Stadt Bern: Am ersten Tag mit Schnee respektive Glatteis traten noch relativ wenige Verletzungen auf», erläutert Haechler. Zu Stürzen komme es erst später, wenn den Leuten nichts anderes übrig bleibe, als sich aufs Eis zu wagen oder sie ihre anfängliche Vorsicht verlieren. Gewöhnungseffekt auf StrassenFür motorisierte Verkehrsteilnehmer enden Fahrten auf glatten Strassen nicht selten mit Blechschaden. Von 125 Verkehrsunfällen seit Anfang Jahr bis gestern Nachmittag gab es in einem Fall ein Todesopfer und in 10 Fällen Verletzte, sagt Stefan von Below, Sprecher Kantonspolizei. Vor einem Jahr zählte die Polizei im gleichen Zeitraum 111 Verkehrsunfälle. Welche Unfälle den winterlichen Bedingungen zuzuschreiben seien, sei nicht klar, sagt von Below. Hingegen beobachte die Verkehrspolizei, dass es einen Gewöhnungseffekt gebe; habe es wochenlang Schnee und Eis auf den Strassen, könnten die Lenker damit besser umgehen als Anfang Winter.200 Mann auf 650 Kilometern«Die Situation auf Berns Strassen und Wegen ist nicht generell gefährlich», sagt Patrik Gräppi, Einsatzleiter für den Berner Winterdienst. Es gebe natürlich vereiste Gehwege, aber genauso trockene, eisfreie Trottoirs und solche, die vom Schnee nass, aber nicht gefroren seien. «Überfordert sind wir nicht», betont Gräppi. «Wir haben insgesamt 650 Kilometer Gehwege in der Stadt Bern, da ist es kaum möglich, alles zu enteisen.» Hinzu komme, dass der heurige Winter besonders hart sei und sehr tiefe Bodentemperaturen von bis zu sieben Grad minus mit sich bringe. «So kalt war es seit Jahren nicht mehr.» Rutschsichere Wege seien derzeit die oberste Priorität: «Wir sind seit gestern mit 200 Mann unterwegs und streuen Salz und Splitt.» Während das Strassenunterhaltspersonal des Kantons gegen das Eis im Simmental und im Saanenland Eishobel und Chlorsalz einsetzt, rückt der städtische Winterdienst mit Pickel und Schaufel gegen das Eis vor. Laut Gräppi wird dieser Einsatz noch mindestens drei Tage dauern. Bereits gestern wurde die Innenstadt vom Eis befreit sowie der Schnee von Bundes- und Bärenplatz entfernt. Für den Schnee hat das Tiefbauamt eigene Depots. In den Quartieren werden Schnee und Eis allerdings nicht abtransportiert, sondern vor Ort abgelagert. Wegen des angekündigten neuen Schneefalls sorgt sich Gräppi nicht. «Auf den gesalzenen Oberflächen taut der Schnee gleich wieder auf, und der gestreute Splitt bietet eine griffige Unterlage.» Zudem reichten die Vorräte an Streusalz und Splitt aus – erst gestern seien neue Lieferungen aus Basel eingetroffen. Selbst über die Feiertage hätte es laut Gräppi keinen Engpass geben können. Grundsätzlich sei die Stadt für die Schneeräumung verantwortlich. Für private Wege seien die Eigentümer zuständig. Ausnahmen gebe es aber, so sei die Stadt beispielsweise für die Lauben verantwortlich, die mehrheitlich in privater Hand seien, sagt Gräppi.
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